
Objektivporträt
HLB M Plan Apo 3,5x


Das HLB M Plan Apo 3,5x ist ein Mikroskopobjektiv für metallurgische Anwendungen. Ein Test soll zeigen, wie gut es sich für den Focus-Stacking-Einsatz ohne Fachmikroskop eignet.
Das Objektiv
Das HLB M Plan Apo 3,5x wurde für metallurgische Anwendungen im Auflicht konzipiert und gehört zu einer parfokalen Objektivserie mit unterschiedlichen Abbildungsmaßstäben. Alle Modelle dieser Reihe besitzen eine einheitliche Gesamtlänge aus Gehäuse und Arbeitsabstand sowie weitgehend identische Gehäusedurchmesser – eine konstruktive Vorgabe, die besonders bei niedrigen Vergrößerungen optisch anspruchsvoll ist.
Die Parfokalität spielt vor allem beim Einsatz an Spezialmikroskopen eine Rolle, bei denen der Kameraauszug mechanisch fixiert und oft mit einer fest verbauten Tubuslinse kombiniert ist. Für den Einsatz im Focus-Stacking ist diese Bauweise ebenfalls von Vorteil, da Objektive innerhalb der Serie ohne Umrüsten getauscht werden können.
Als echtes Auflichtobjektiv bietet das HLB M Plan Apo 3,5x eine gute Farbwiedergabe und ist nicht – wie viele klassische Mikroskopobjektive – primär auf den Durchlichteinsatz ausgelegt. Ein großer Arbeitsabstand ist in der Metallurgie essenziell, da die Beleuchtung häufig seitlich erfolgen muss. Dies unterscheidet das Objektiv deutlich von typischen Laboroptiken, bei denen kurze Arbeitsabstände wegen dem Durchlichtprinzip akzeptabel oder sogar erwünscht sind.
Gerade dieser lange Arbeitsabstand macht das Objektiv auch für die Makrofotografie interessant: In Verbindung mit einer geeigneten Tubuslinse und einer Vollformatkamera lässt es sich ideal in ein Stacking-Setup integrieren. Die großzügige Objektfreiheit erleichtert die Lichtführung erheblich und ermöglicht eine schattenarme, gleichmäßige Ausleuchtung – selbst bei komplex strukturierten Objekten.

Das HLB Plan Apo 3,5x ist Teil einer parfokalen Objektivserie mit identischem Gehäusedurchmesser
Der Hersteller
Das HLB M Plan Apo 3,5x stammt von der japanischen Firma Shibuya Optical, einem Hersteller optischer Präzisionsinstrumente für verschiedene Fachbereiche – darunter Spezialmikroskope, Objektive und entsprechendes Zubehör. In Europa wird die HLB-Serie über die Firma Stonemaster vertrieben (www.stonemaster-onlineshop.de).
Die Serie orientiert sich konzeptionell an der bekannten Mitutoyo-Baureihe, die mit Parfokalität, großem Arbeitsabstand und außergewöhnlicher Abbildungsqualität Maßstäbe setzte – allerdings zu meist deutlich höheren Preisen. HLB positioniert sich als preisgünstige Alternative und bietet inzwischen optisch überzeugende Objektive, die sich im praktischen Einsatz vielfach bewähren.
Daneben existieren auch zahlreiche Mitutoyo-Nachbauten aus China, die äußerlich stark ans Original angelehnt sind und nochmals günstiger angeboten werden. Von der äußerlichen Ähnlichkeit sollte man jedoch nicht auf eine vergleichbare optische Qualität schließen – hier liegen die Unterschiede oft im Detail.
Das hier vorgestellte Objektiv wurde mir freundlicherweise von Rainer Ernst (Stonemaster) für diesen Test zur Verfügung gestellt.
Technische Daten
Abbildungsmaßstab 3,5x
Numerische Apertur 0,1
Unendlichoptik (Tubuslinse nötig)
kompatible Tubuslinsenbrennweite 200 mm
Gewindedurchmesser und Steigung M26 x 0,706
Gewicht 210 g
Gehäuselänge 54,07 mm
Gehäusedurchmesser 34 mm
Parfokaldistanz (Gehäuselänge plus Arbeitsabstand) 95mm
Brennweite 57,1 mm
Arbeitsabstand 40,93 mm
Auflösung 2.75 µm
Schärfentiefe 27.5 µm
Die Abbildungsleistung – Tubuslinse 200 mm
Die folgenden Testbilder geben die Abbildungsleistung des Objektivs wieder. Das erste zeigt eine Übersichtsaufnahme (Vollformatsensor) mit der Tubuslinse Raynox DCR 150, so dass annähernd die Nominalvergrößerung von 3,5x entsteht. Die beiden anschließenden Bilder enthalten jeweils einen vergrößerten Ausschnitt.

Testbild mit Nominalvergrößerung (DCR 150), mit Rahmenmarken für die nachfolgenden Ausschnittsvergrößerungen – die leichte Abdunklung der Ecken weist darauf hin, dass der Bildkreis des Objektivs mit dem Vollformatsensor etwas überschritten ist. Eine kissenförmige Verzerrung ist aber noch nicht erkennbar.

Die Schärfe im Bildzentrum ist am besten erkennbar in den quadratischen Kastenstrukturen, und die Wiedergabe der extrem feinen Details entspricht dem, was von einem vergleichsweise preiswerten Objektiv mit diesem geringen Abbildungsmaßstab erwartet werden kann, wenngleich sie nicht wirklich spektakulär ist.

Zu den Bildecken hin (hier links oben) zeigt sich leicht nachlassende Bildschärfe, und Andeutungen chromatischer Aberrationen sind zu sehen. Auch der Kontrast wird flach. In der Randzone ist der Bildkreis des Objektivs deutlich überschritten.
Das Testbild des HLB M Plan Apo 3,5x auf Vollformatsensor liefert ein insgesamt differenziertes, in weiten Bereichen überzeugendes Bild. Die optische Leistung variiert jedoch je nach Position im Bildfeld – von sehr solide im Zentrum bis leicht eingeschränkt zum Rand hin. Im Folgenden die Bewertung in Zonen:
Zentrum
Im Bildzentrum zeigt das HLB 3,5x eine erfreulich gute Abbildungsleistung. Die feinen Leiterbahnstrukturen des Testtargets sind klar voneinander getrennt, Linien erscheinen mit gutem Kantenschärfeverlauf, und der Mikrokontrast ist – gemessen an der moderaten numerischen Apertur von 0,1 – sehr ordentlich. Es zeigen sich keine störenden Farbsäume oder feldmittelige Verzerrung. Die Detailzeichnung ist harmonisch, ohne Überbetonung von Kanten. Für ein Objektiv dieser Klasse ist das eine stabile und zuverlässige Wiedergabe, die auch anspruchsvollere Motive im zentralen Bildbereich gut auflöst.
Erweitertes Zentrum
Außerhalb des absoluten Zentrums lässt die Auflösung leicht nach – ein erwartbares Verhalten. Der Linienkontrast sinkt, und sehr feine Strukturen beginnen, sich graduell miteinander zu verbinden. Die Schärfentiefe bleibt aber gleichmäßig, die Bildfeldebnung wirkt gut kontrolliert. Die Übergänge in die Randbereiche sind weich, nicht abrupt, was auf eine durchdachte optische Korrektur hinweist. In der erweiterten Zone bleibt die Detailwiedergabe für die meisten Anwendungen noch gut nutzbar, wenn auch mit leicht reduziertem Differenzierungsvermögen.
Randzone
In der Randzone wird der Qualitätsabfall sichtbar. Die feinen Leiterstrukturen beginnen hier, sich stärker zu überlagern; Kontrast und Auflösung nehmen deutlich ab. Es entstehen zwar keine harten Verzerrungsartefakte, aber die Randschärfe ist merklich reduziert, und in dunkleren Bereichen wirkt das Bild geringfügig „matschiger“. Farbsäume sind nur minimal vorhanden, also chromatische Aberration bleibt gut kontrolliert. Auffällig ist jedoch, dass der Bildkreis voll ausgefüllt wird – trotz der Einschränkungen bleibt die geometrische Projektion bis in die Ecken stabil.
Beurteilung
Das HLB M Plan Apo 3,5x liefert in der spezifizierten Konfiguration eine insgesamt gute Leistung, insbesondere im Zentrum und der erweiterten Mitte. Die Randzonen zeigen die erwartbaren Schwächen bei einem Objektiv mit nur 0,1 NA auf Vollformat, doch sie bleiben frei von groben Bildfehlern. Für viele technische Anwendungen – z. B. bei zentral positionierten Objekten, typischen Stacking-Szenarien oder Messbildserien – ist diese Optik durchaus praxisgerecht einsetzbar.
Wer hingegen eine gleichmäßige Eck-zu-Eck-Schärfe bei maximaler Auflösung sucht, etwa für präzise Strukturanalysen über das gesamte Feld hinweg, sollte auf Objektive mit höherer NA ausweichen oder ein kleineres Sensorformat einsetzen. Im Rahmen ihrer optischen Klasse aber zeigt die Linse ein solides, verlässliches Profil – mit gutmütigem Verhalten bei Fokus Stacking und brauchbarer Leistung auch für dokumentarische Zwecke im erweiterten Bildfeld.
Die Abbildungsleistung – Tubuslinse 125 mm
Das folgende Testbild ist eine weitere Übersichtsaufnahme, allerdings mit der Tubuslinse Raynox DCR 250, was den Abbildungsmaßstab auf ca. 2,19 reduziert (statt 3,5x). Einige metallurgische Mikroskopobjektive aus der erwähnten HLB-Serie tolerieren diese Vorgehensweise, wenngleich auch nicht alle im gleichen Maß, und der Test soll zeigen, welche qualitativen Abstriche damit beim Mitutoyo M Plan Apo 3,5x zu erwarten sind.

Testbild mit DCR 250: Im Zentrum ist die Bildschärfe bei dieser Kombination nur moderat und deutlich geringer als bei der Nominalvergrößerung, und außerhalb des Bildzentrums lässt sie gewaltig nach. Hier zeigt sich auch eine leichte kissenförmige Verzerrung. Die Abdunklung des Rand- und Eckenbereichs ist deutlicher als bei Verwendung der DCR 150.

Das Bildzentrum hat noch gewisse Schärfe, aber feinste Details werden in Kombination mit der DCR 250 nicht mehr wiedergegeben.

Die Randzone weist starke kissenförmige Verzerrung und intolerable Unschärfe auf, die zur Ecke hin extrem wird (hier links oben). Im Vollformat ist diese Kombination aus Objektiv und Tubuslinse schlicht unbrauchbar.
Bei der hier gezeigten Aufnahme mit dem HLB M Plan Apo 3,5x auf einem Vollformatsensor und unter Verwendung einer Tubuslinse mit nur 125 mm Brennweite zeigt sich ein deutlicher Einfluss der vom Sollwert (200 mm) abweichenden Konfiguration auf die optische Leistung des Objektivs. Die Darstellung im gesamten Bildfeld ist spürbar verändert – teils durch die Abbildungsmaßstabsänderung, teils durch Abbildungsfehler, die durch die ungeeignete Tubusoptik bedingt sind. Die Bewertung im Detail:
Zentrum
Im Bildzentrum bleibt die Abbildungsqualität noch brauchbar, aber sichtbar unter dem Niveau, das das Objektiv bei korrekter Tubuslinsenbrennweite bietet. Die Kantenschärfe ist weicher, Linien wirken leicht verschmiert, und der Mikrokontrast ist reduziert. Feine Details beginnen sich zu vermischen, was vor allem bei geringen Kontrastunterschieden auffällt. Die Fokuslage scheint dennoch stabil zu sein – es gibt keine Überlagerungen oder astigmatischen Effekte im Zentrum, was für eine noch brauchbare Bildfeldebnung spricht.
Erweitertes Zentrum
Bereits in der erweiterten Zone wird der Verlust an optischer Korrekturleistung deutlich. Linienstrukturen wirken matter und weniger definiert, der lokale Kontrast sinkt spürbar, und erste Anzeichen von Bildfeldwölbung und Unschärfedehnung treten auf. Die homogene Detaildarstellung nimmt ab, das Auflösungsvermögen fällt sichtbar hinter das Ergebnis mit 200 mm zurück. Die Unterschiede sind deutlich genug, um sich auf technische Anwendungen wie Vermessung oder Strukturanalyse negativ auszuwirken.
Randzone
In den Randbereichen zeigt das Objektiv in dieser Konfiguration eine ausgeprägte optische Degradation. Die Unschärfe nimmt deutlich zu, Linienstrukturen verlieren ihre Trennschärfe fast vollständig. Besonders auffällig ist der Abfall des Kontrasts und der lokale Verlust an Detailzeichnung, der das Bild bis in eine matte, teils verwaschene Wirkung überführt. Zusätzlich scheinen im unteren Randbereich auch Vignettierungseffekte aufzutreten, die den Bildkreis sichtbar einschränken – ein typischer Effekt bei Unendlichoptiken, wenn sie mit deutlich zu kurzer Tubusbrennweite betrieben werden. Die ursprünglich für 30 mm Bildkreis korrigierte Optik unterfüttert diesen in dieser Konstellation nicht mehr sauber.
Beurteilung
Die Aufnahme dokumentiert sehr anschaulich, dass das HLB M Plan Apo 3,5x bei Verwendung einer Tubuslinse mit 125 mm Brennweite deutlich außerhalb seines optimalen Arbeitsbereichs betrieben wird. Die rechnerische Verkleinerung des Abbildungsmaßstabs auf ca. 2,19x führt nicht nur zu einer anderen Bildgeometrie, sondern bringt auch die optische Korrektur aus dem Gleichgewicht: Schärfe, Kontrast und Feldwiedergabe nehmen über das gesamte Bildfeld hinweg sichtbar ab, mit den stärksten Verlusten zum Rand hin.
Für technisch präzise Anwendungen oder hochqualitatives Focus-Stacking auf Vollformat ist diese Konfiguration nicht zu empfehlen. Wer das volle Potenzial des Objektivs ausschöpfen möchte, sollte konsequent bei der spezifizierten Tubuslinsenbrennweite von 200 mm bleiben. Dort ist das Objektiv zwar auch nicht perfekt bis in die Ecken, zeigt aber ein klar besser korrigiertes und zentral stabiles Bild, das für viele Anwendungen gut nutzbar ist. Die Verwendung mit 125 mm Tubuslinse bleibt hingegen ein sichtbarer Kompromiss, der sich durchgängig in der Bildqualität niederschlägt.
Vergleich HLB M Plan 3,5x – Canon MP-E 65 mm – Tubuslinse 200 mm
Der direkte Vergleich mit dem Canon-Lupenobjektiv MP-E 65 mm bei Stellung 3,5x soll zeigen, wie sich das HLB M Plan Apo 3,5x neben diesem sehr scharf abbildenden Makrospezialisten schlägt. Oben ist jeweils das obere rechte Viertel des jeweiligen Gesamtbilds zu sehen.

HLB M Planapo 3,5x (links) im Vergleich mit dem Canon MP-E 65 mm bei Stellung 3,5 (rechts), oben jeweils das rechte obere Viertel des Originalbilds, aufgenommen mit Vollformatsensor (Focus Stack), unten jeweils ein Sechzehntel des Originalbilds, entsprechend hochskaliert.
Das Bildfeld des HLB-Objektivs (oben links) zeigt eine insgesamt gleichmäßige und ruhige Abbildungsleistung, gemessen an der moderaten numerischen Apertur von 0,1. In der Zentrumslage (unten links im oberen linken Bild) überzeugt das Objektiv mit klarer Linienführung, guter Trennung feiner Strukturen und einem differenzierten Kontrastverlauf. Auch in der Detailvergrößerung (links unten) bleibt das Bild stabil – die Leiterbahnen sind klar definiert, der Mikrokontrast zurückhaltend, aber sauber.
Im erweiterten Zentrum hält das Objektiv das Niveau, doch in der Randlage (oben rechts im oberen linken Bild) beginnt die Auflösung sichtbar nachzulassen. Die Linien werden weicher, Details beginnen sich zu verdichten, und der Kontrast sinkt. Dennoch bleibt das Bildfeld gutmütig: Es zeigen sich keine gravierenden Fehler wie chromatische Aberrationen, Astigmatismus oder Verzeichnungen. Die Struktur bleibt erkennbar, wenn auch mit reduzierter Präzision.
Im direkten Vergleich (oben rechts) zeigt das Canon MP-E 65mm bei 3,5:1 in der Randlage tatsächlich die präzisere Detailzeichnung: Die Leiterstrukturen sind dort etwas schärfer, der Mikrokontrast höher, und die Linien laufen weniger ineinander als beim HLB. Die optische Leistung des Canon nimmt zum Rand hin zwar ebenfalls ab, bleibt dort aber insgesamt stabiler als die des HLB.
Im Zentrum hingegen (unten links im oberen rechten Bild) ist das Canon ebenfalls gut, wirkt aber leicht gröber – es zeigt etwas stärkeren Kantenkontrast, allerdings bei reduzierter Differenzierung feiner Strukturen. Die Detailansicht (unten rechts) unterstreicht diesen Eindruck: Das Bild wirkt „kräftiger“, aber nicht notwendigerweise höher aufgelöst. Die Strukturen erscheinen dichter und härter gezeichnet, jedoch weniger fein separiert als beim HLB.
Beurteilung
Der Vergleich zeigt ein ausgewogenes Bild zweier sehr unterschiedlicher Objektivkonzepte. Das HLB M Plan Apo 3,5x liefert unter Idealbedingungen (Tubuslinse 200 mm, Vollformatsensor) eine gleichmäßige und sehr gut korrigierte Abbildungsleistung mit leichtem Qualitätsverlust zum Rand hin, aber insgesamt hoher Konstanz. Das Canon MP-E 65 mm hingegen zeigt bei gleicher Abbildungsgröße im Zentrum eine etwas kompaktere, aber weniger differenzierte Darstellung – übertrifft das HLB jedoch im Randbereich klar in der Schärfeleistung.
Für technische Anwendungen mit hohem Anspruch an die Randauflösung ist das Canon trotz seines Alters optisch kompetitiv – vor allem angesichts seiner Flexibilität. Das HLB punktet hingegen mit seiner homogenen Flächenleistung, planparalleler Bildwiedergabe und dem sehr großzügigen Arbeitsabstand – typische Stärken eines präzisionsgeführten Industrieobjektivs.
Berücksichtigt man den Preis (das HLB kostet 2025 neu deutlich weniger als die Hälfte des Canon MP-E), bietet es ein bemerkenswert gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, speziell für Anwender, die eine ruhige, verzeichnungsfreie Bildstruktur bevorzugen. Das Canon bleibt eine vielseitige Makrolösung, die ihre Stärken vor allem dort ausspielt, wo es auf maximale Schärfeleistung in flexiblen Aufnahmebedingungen ankommt – insbesondere am Rand.
Fazit
Das HLB M Plan Apo 3,5x ist ein überraschend leistungsfähiges Industrieobjektiv, das speziell für Anwendungen im Auflicht konzipiert wurde – etwa in der Metallurgie oder technischen Bildgebung. In Kombination mit einer Tubuslinse von 200 mm, für die es gerechnet wurde, liefert es auf Vollformatsensoren eine sehr harmonische und praxisgerechte Abbildungsleistung.
Im Bildzentrum überzeugt das Objektiv mit sauberer Detailauflösung, feiner Linienzeichnung und gleichmäßigem Mikrokontrast – trotz der relativ moderaten numerischen Apertur von 0,1. Selbst im erweiterten Zentrum bleibt die Abbildung präzise und ruhig. Die Randzonen zeigen erwartungsgemäß einen leichten Schärfeverlust, doch selbst hier bleiben die Strukturen erkennbar und weitgehend frei von gravierenden Abbildungsfehlern wie Farbsäumen, Astigmatismus oder Feldwölbung.
Bemerkenswert ist die Konstanz über das gesamte Bildfeld: Die Leistung fällt nicht sprunghaft ab, sondern nimmt allmählich ab – ein Verhalten, das sich im praktischen Fokus Stacking als besonders vorteilhaft erweist. Auch unter schwierigen Lichtbedingungen bleibt das Objektiv gutmütig und lässt sich präzise ausleuchten – nicht zuletzt dank des langen Arbeitsabstands, der das Lichtmanagement erheblich erleichtert.
Bei abweichenden Tubuslinsenbrennweiten (z. B. 125 mm) sinkt die Bildqualität sichtbar: Kontrast und Schärfe lassen deutlich nach, insbesondere in den Randbereichen. Die optische Konstruktion reagiert hier empfindlich auf Abweichungen vom vorgesehenen Strahlengang – ein Hinweis auf die präzise Korrektur für den nominalen optischen Aufbau. Für den Einsatz mit einer stark verringerten Tubuslinsenbrennweite ist es darum nicht zu empfehlen.
Insgesamt bietet das HLB M Plan Apo 3,5x eine beeindruckend ausgewogene Bildleistung, die selbst auf anspruchsvollen Sensorformaten wie Vollformat technisch saubere und ästhetisch hochwertige Ergebnisse liefert – bei gleichzeitig guter Fertigungsqualität und verhältnismäßig geringem Preis. Für viele Anwendungen im Bereich präziser Makrofotografie und industrieller Dokumentation ist dieses Objektiv eine überzeugende Wahl.
Vorteile
Extrem großer Arbeitsabstand, Parfokalität innerhalb der Objektivserie, also leichter Objektivwechsel
Nachteile
Ungewöhnliche Gewindegröße, die einen speziellen Adapter erfordert (z. B. www.stonemaster-onlineshop.de), deutliche Qualitätsbußen bei kleinerer Tubuslinsenbrennweite (DCR 250)
Daniel Knop, www.knop.de, www.danielknop.eu