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Vergleichstest

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Mitutoyo M Plan Apo 50x

HLB Plan Apo 50x

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Zwei Objektive mit nahezu identischen Eckdaten – beide mit 50-facher Vergrößerung, numerischer Apertur 0,55 und unendlicher Tubusoptik – versprechen auf dem Papier eine vergleichbare Abbildungsleistung. Doch wie groß sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Objektiven in der Praxis wirklich? Um dieser Frage nachzugehen, habe ich das Mitutoyo M Plan Apo 50x NA 0,55 mit dem etwas günstigeren HLB Plan Apo 50x NA 0,55 systematisch verglichen. 

 

Beide Objektive stammen aus dem metallurgischen Umfeld, sind also für Auflicht konzipiert und werden unter Makrofotografen und insbesondere im Focus Stacking immer wieder als leistungsstarke Optionen diskutiert. Ziel des folgenden Vergleichs ist es, beide Optiken nicht nur technisch zu betrachten, sondern ihren konkreten Einsatzwert im mikroskopfotografischen Alltag zu beleuchten – bei möglichst identischen Bedingungen und mit besonderem Augenmerk auf Bildqualität, Handhabung und Unterschiede bei verschiedenen Sensorformaten. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen – auch mit der Fragestellung, ob sich der etwas höhere Preis oder die Ersparnis in der fotografischen Praxis tatsächlich auszahlen.

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Mitutoyo M Plan Apo 50x (links) und HLB Plan Apo 50x (rechts) – beide wurden als Mikroskopobjektive für metallurgische Anwendungen konzipiert und sind ideal für die Arbeit mit Focus Stacking. 

Bauform und Verarbeitung

Beide Objektive wirken auf den ersten Blick nahezu identisch. Sie teilen sich das gleiche Gewindeformat (M26 x 36 TPI), einen annähernd gleichen Gehäusedurchmesser und passen problemlos in handelsübliche Adapter, Balgen oder Mikroskopfassungen. Auch in der Länge unterscheiden sie sich nur minimal. Beim genaueren Hinsehen und im praktischen Umgang zeigen sich jedoch Unterschiede, die über die bloße Form hinausgehen. 

 

Das Mitutoyo-Objektiv wirkt in seiner Gesamtausführung etwas filigraner: Die Oberflächen bestehen aus matt eloxiertem Aluminium, die Ränder sind sauber verarbeitet, und das Gewinde läuft weich und präzise. 

 

Das HLB-Objektiv ist deutlich schwerer, was auf eine andere Materialwahl oder massivere Innenbauteile schließen lässt. 

 

Die Beschriftung ist bei beiden nicht graviert, sondern als erhabenes Material aufgebracht. Ein kleiner Unterschied zeigt sich bei der Frontlinse: Beim HLB sind bei seitlichem Lichteinfall etwas schwächere Reflexe zu erkennen als beim Mitutoyo, was auf eine geringfügig andere Vergütung oder Linsengeometrie hindeuten könnte. Ob das in der praktischen Bildwirkung eine Rolle spielt, ist allerdings offen. 

 

Insgesamt machen beide Objektive einen hochwertigen Eindruck. Das Mitutoyo vermittelt eine gewisse Präzision in der Ausführung, das HLB einen robusteren, etwas schwereren Charakter – beide sind für den fotografischen Einsatz gut geeignet, setzen aber in ihrer Anmutung unterschiedliche Akzente.

Das Mitutoyo (links) ist etwas schlanker und auch leichter, ansonsten ähneln sich diese beiden Optik-Boliden sehr

Handhabung im praktischen Setup

Im praktischen Focus-Stacking-Setup lassen sich beide Objektive grundsätzlich gleich gut integrieren. Sie besitzen denselben Gewindedurchmesser, dieselbe Tubuslänge und sind parfokal, was den Wechsel ohne jegliche Justage ermöglicht – ein großer Vorteil bei Serien von Aufnahmen mit unterschiedlicher Vergrößerung. 

 

Aufgrund des identischen optischen Aufbaus und der vorgesehenen Kombination mit einer 200-mm-Tubuslinse ergibt sich in beiden Fällen ein effektiver Abbildungsmaßstab von 50:1. Die Montage auf einem Balgen oder Zwischenringen mit einem Makroschlitten gestaltet sich unkompliziert, wobei das etwas höhere Gewicht des HLB-Objektivs sich im Aufbau zwar bemerkbar macht, in der Praxis aber keine Einschränkung darstellt, solange das System stabil und spielfrei gelagert ist.

 

Die Handhabung im Alltag zeigt kleinere, aber spürbare Unterschiede. Beim Mitutoyo fällt die präzise Zentrierung auf – die optische Achse liegt sehr stabil im Strahlengang, was sich bei feinfühligem Fokusverlauf und exakter Positionierung bemerkbar macht. Das Gewinde läuft ohne Spiel, die Linsenfassung ist so gefertigt, dass auch bei mehrmaligem Ein- und Ausschrauben keine merkliche Veränderung der Position auftritt. 

 

Beim HLB-Objektiv ist die Montage ebenfalls problemlos. Einige Anwender berichten von einem leichten axialen Spiel beim Einschrauben, das theoretisch zu minimalen Winkeldifferenzen führen könnte – insbesondere dann, wenn der Adapter nicht exakt plan gearbeitet ist. Im hier getesteten Exemplar ließ sich dieser Effekt jedoch nicht eindeutig nachvollziehen. Auch die Schwerpunktlage des schwereren HLB wirkt sich auf manchen Schlitten oder Halterungen etwas anders aus, vor allem bei vertikaler Ausrichtung. Die Schärfeebene kippt dadurch zwar nicht messbar, aber die Positionierung kann sich einen Hauch indirekter anfühlen.

 

Ein klarer Vorteil beider Objektive liegt im großzügigen Arbeitsabstand. Trotz der hohen Vergrößerung bleibt ausreichend Platz für die Lichtführung. Das erleichtert den Einsatz von seitlichem oder diffus gebrochenem LED-Licht, ohne dass störende Reflexe an der Objektivfassung auftreten. Besonders deutlich wird das bei Motiven mit empfindlichen Oberflächenstrukturen – etwa feinen Härchen, Pollen, Schuppen oder Kristallnadeln –, die schon durch minimale Erschütterung oder Luftzug beeinträchtigt werden können. Auch bei Objekten mit vorstehenden Details wie Insektenfühlern, Blütenstempeln oder gezackten Rändern zahlt sich der Abstand aus: Die Beleuchtung kann flexibel positioniert werden, ohne dass Lichtformer oder das Objektiv selbst mit dem Motiv in Konflikt geraten. Wer regelmäßig mit lebensechten Präparaten, Insekten oder komplexen Texturen arbeitet, wird den Raum um die Frontlinse schnell schätzen lernen. Beide Objektive bieten hier spürbar mehr Freiheit als viele ältere Mikroskopoptiken mit geringem Arbeitsabstand und erlauben auch den Einsatz von Lichtformern, Reflektoren oder schräger Doppelbeleuchtung ohne Einschränkung – ein nicht zu unterschätzender Praxisvorteil.

Die Abbildungsleistung – Tubuslinsenbrennweite 200 mm

Zu Beginn ist jeweils eine unbeschnittene Aufnahme eines mikrostrukturierten Wafers zu sehen, aufgenommen mit dem Mitutoyo M Plan Apo 50x und dem HLB Plan Apo 50x, jeweils mit 200 mm Tubuslinse und entsprechendem Abbildungsmaßstab von etwa 50:1. Die Tubuslinse ist sehr hochwertig und entspricht weitgehend der ITL 200 von Thorlabs. Diese Aufnahmen ermöglichen einen Gesamtüberblick, der auch etwaige Verzerrungen deutlich machen kann. Danach folgen nebeneinander dargestellten Aufnahmen, die jeweils einen Bildausschnitt dieser Aufnahmen zeigen, mit dem Mitutoyo links und dem HLB rechts.

Bildzentrum
Beide Objektive liefern im Zentrum eine hohe Auflösung mit sauber gezeichneten Kanten, klar definierten Kontrastlinien und gut differenzierbaren Strukturen innerhalb der metallischen Raster. Dennoch fällt auf, dass das HLB im direkten Vergleich im Zentrum minimal höhere Mikrokontraste zeigt. Feine Unterschiede in der Texturierung (z. B. in der Körnung der rechteckigen Kontaktflächen) wirken etwas knackiger und plastischer. Das Mitutoyo liefert ebenfalls eine sehr gute Auflösung, aber mit etwas weicherem Kontrastverlauf – was je nach Motiv als angenehmer oder weniger akzentuiert empfunden werden kann.

 

Erweitertes Zentrum
In dieser Zone bleibt das HLB ebenfalls leicht im Vorteil, was Detailkontrast und Kantenschärfe betrifft. Die Zwischenräume zwischen den Strukturen sind beim HLB tendenziell etwas klarer abgegrenzt, während sie beim Mitutoyo minimal verfließen. Die Unterschiede sind gering, aber bei direkter Gegenüberstellung sichtbar – vor allem in komplexeren Bereichen mit vielen Kontrastkanten.

 

Randzone
Hier kehrt sich das Verhältnis um: Das Mitutoyo-Objektiv zeigt bis zum Bildrand eine deutlich gleichmäßigere Schärfeverteilung. Die rechte Kante des Rahmens sowie die Kreisstrukturen unten rechts im Vollbild sind beim Mitutoyo erkennbar klarer, ohne sichtbare Aufweichung. Beim HLB ist in diesem Bereich ein deutlicherer Schärfeabfall zu beobachten, vor allem an der vertikalen Struktur im Vollbild rechts und den bei runden Elementen unten rechts, die weicher, etwas verwaschener und teilweise leicht verzeichnet erscheinen. Auch die chromatische Korrektur scheint dort etwas nachzulassen, obwohl kein starker Farbsäumungseffekt sichtbar ist.

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Die linke Hälfte des Gesamtbilds beider Objektive im Vergleich; hier ist vom Zentrum (rechts mittig in beiden Einzelbildern) bis zum Bildrand und den Bildecken (jeweils links ) alles zu sehen, so dass auch Deformierungen erkennbar wären.

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In der zentralen Ausschnittsvergrößerung zeigt sich eine sehr hohe Detailschärfe ohne chromatische Aberrationen. Rechts beim HLB sind Farbkontrast und Detailzeichnung etwas besser als links bei Mitutoyo.

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In der eckständigen Ausschnittsvergrößerung der Vollformataufnahme zeigen beide Objektive leicht abnehmende Detailschärfe, doch hier hat das Mitutoyo klar die Nase vorn. Das HLB ist hier deutlicher überfordert.

Streulicht und Schwarzwert
Das Mitutoyo zeigt im schwarzen Hintergrund eine minimal höhere Schwärzung mit etwas weniger milchigem Schleier. Das spricht für eine geringfügig bessere Kontrolle von Streulicht oder internen Reflexionen. Beim HLB ist der Schwarzanteil etwas heller und zeigt bei starker Vergrößerung eine hauchfeine „Wolkung“, die auf interne Reflexionen oder Streulicht aus der Frontoptik zurückgehen könnte. Das lässt sich allerdings nur unter sehr kritischer Betrachtung sicher ausmachen.

 

Gesamteindruck
Das HLB Plan Apo 50x liefert im Zentrum und im erweiterten Zentrum eine ausgesprochen hohe Detailzeichnung und schlägt das Mitutoyo hier um eine kleine, aber bemerkbare Nuance. In der Randzone allerdings zeigt das Mitutoyo eine deutlich bessere Korrekturleistung mit gleichmäßiger Schärfeverteilung und weniger Verzeichnung. Wer also vorrangig im Zentrum arbeitet, kleiner Sensoren verwendet oder stark beschneidet, könnte das HLB bevorzugen. Wer einen größeren, gleichmäßig nutzbaren Bildkreis benötigt – etwa bei Vollformatsensoren oder für sehr breite Strukturen –, profitiert vom konsistenteren Bildfeld des Mitutoyo.

Die Abbildungsleistung – Tubuslinse 125 mm

In dieser zweiten Testreihe ist zu Beginn wiederum jeweils eine unbeschnittene Aufnahme des Wafers zu sehen, diesmal allerdings mit einer 125 mm Tubuslinse, Abbildungsmaßstab ca. 31x. Hier zeigt sich ein deutlich anderer Charakter beider Objektive im Vergleich zur Auslegung mit 200 mm Tubusbrennweite. Die optischen Systeme werden dabei außerhalb ihres spezifizierten Kompensationsbereichs betrieben, was sich klar in der Abbildungsleistung widerspiegelt. Anschließend folgen wieder nebeneinander gestellte Aufnahmen, die jeweils einen Bildausschnitt dieser Aufnahmen zeigen, mit dem Mitutoyo links und dem HLB rechts.

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Bildzentrum
Im Zentrum zeigt das HLB Plan Apo 50x erneut eine knackige Schärfe mit hohen Mikrokontrasten. Besonders auffällig ist aber die Entstehung von Beugungskränzen oder Lichtstreifen entlang heller Kanten. Diese sternförmigen Strukturen entstehen durch Überkorrektur oder interne Reflexionen bei ungünstigem Strahlengang – ein Effekt, der beim HLB deutlich stärker ausgeprägt ist als beim Mitutoyo. Letzteres zeigt im Zentrum zwar eine etwas weichere Zeichnung, bleibt aber optisch ruhiger und frei von Streulichteffekten.

 

Erweitertes Zentrum
Hier verschärft sich der Unterschied. Das Mitutoyo hält die Schärfe im mittleren Bereich besser, auch wenn es leicht weichzeichnet. Das HLB wirkt zwar im Detail strukturreicher, leidet aber zunehmend unter Lichtausfransungen und partiellen Kontrastüberhöhungen an den Randstrukturen von Metallschichten. Besonders in der unteren rechten Hälfte entstehen sichtbare Halos, die durch eine nicht mehr optimal auskorrigierte sphärische Aberration begünstigt sein dürften.

 

Randzone
Im Randbereich zeigt sich das Mitutoyo klar überlegen. Die Schärfe nimmt zwar auch hier ab, aber auf vergleichsweise kontrollierte Weise. Die Linien bleiben erkennbar, der Kontrast bricht nicht völlig ein. Beim HLB hingegen kommt es zu einem deutlich sichtbaren Schärfeabfall, gepaart mit chromatischer Unruhe und Lichtreflexmustern, die auf eine Dekompensation des Strahlengangs bei kürzerer Tubusdistanz hinweisen. Die feineren Strukturen am unteren Rand und die kreisförmigen Elemente zeigen starke Aufweichung, teils mit farblich überhöhten Säumen.

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Die linke Hälfte des Gesamtbilds beider Objektive im Vergleich; hier ist vom Zentrum (rechts mittig in beiden Einzelbildern) bis zum Bildrand und den Bildecken (jeweils links ) alles zu sehen, so dass auch Deformierungen erkennbar wären.

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In der zentralen Ausschnittsvergrößerung zeigen beide Objektive schon etwas verringerte Detailschärfe. 

In der eckständigen Ausschnittsvergrößerung der Vollformataufnahme sind beide Objektive überfordert, wenngleich das Mitutoyo die verringerte Tubuslinsenbrennweite etwas besser bewältigt als das HLB

Gesamteindruck
Die Reduktion der Tubuslinse auf 125 mm macht sich bei beiden Objektiven negativ bemerkbar, doch das Mitutoyo bewältigt die Abweichung vom Sollzustand sichtbar souveräner. Es bleibt insgesamt ruhiger, kontrollierter, und der Verlust an Schärfe erfolgt graduell. Das HLB-Objektiv hingegen zeigt unter diesen Bedingungen deutlichere Überforderung: Bildfehler, die bei 200 mm kaum sichtbar waren, treten nun offen zutage – insbesondere in der Randzone, wo die optische Korrekturleistung rasch zusammenbricht.


Wer das Objektiv mit verkürzter Tubuslinse einsetzen möchte – etwa, um den Abbildungsmaßstab zu reduzieren –, wird beim Mitutoyo die etwas stabilere Abbildungsleistung vorfinden. Das HLB überzeugt zwar bei optimaler Tubuslänge im Zentrum mit beeindruckender Detailzeichnung, verliert aber unter veränderten Bedingungen etwas rascher an Präzision.

Die Abbildungsleistung – Tubuslinse 200 mm: Mikroprozessor

In der dritten Vergleichsreihe – aufgenommen mit 200 mm Tubuslinse auf einem modernen Smartphone-Mikroprozessor mit einer Größe von 3 x 3 mm – zeigt sich erneut, wie fein die Unterschiede zwischen den beiden Objektiven ausfallen, aber wie entscheidend sie in der Detailwiedergabe komplexer Strukturen werden können.

Bildzentrum
Beide Objektive liefern im Zentrum eine hohe Auflösung mit exzellenter Detailzeichnung. Das HLB Plan Apo wirkt auf den ersten Blick etwas brillanter – vor allem bei fein strukturierten Bereichen mit hohem lokalen Kontrast. Die goldfarbenen Leiterbahnen erscheinen hier besonders klar abgegrenzt. Das Mitutoyo zeigt dagegen eine minimal weichere Abstufung, dafür aber eine äußerst ausgewogene Tonwertverteilung, die auch kleinste Abstufungen in den metallischen Reflektionsflächen sauber differenziert. Auffällig: Das Mitutoyo zeigt etwas weniger interne Reflexe oder Glanzaufblähungen an den hellsten Stellen.

 

Erweiterte Zonen und Bildfeldmitte
Das HLB liefert in dieser Zone weiterhin eine hohe Auflösung, allerdings zeigen sich an bestimmten Stellen beginnende Unruhe – z. B. bei sehr feinen Linienrastern oder in stark strukturierter Umgebung. Einzelne Reflexe erscheinen leicht überhöht, was auf eine geringere Streulichtkontrolle oder etwas ungleichmäßige Feldkorrektur schließen lässt. Beim Mitutoyo bleibt die Zeichnung ruhiger. Feine Linien wirken etwas „zeichnungsstabiler“, insbesondere bei rasterartig aufgebauten Strukturen oder dort, wo sich komplexe Gitter überlagern. Die Differenz ist klein, aber bei präziser Betrachtung sichtbar.

 

Randzone
Hier zeigt sich der für die Mitutoyo-Optik typische Vorteil: Die Schärfeverteilung über das gesamte Bildfeld ist konsistenter. Die äußeren Bereiche zeigen kaum sichtbare Abweichungen in der Abbildung – weder Unschärfen noch chromatische Effekte. Beim HLB-Objektiv hingegen wirkt der äußere rechte Bildbereich minimal weicher, und es lassen sich bei starker Vergrößerung erste Anzeichen von Unschärfe und chromatischer Verschiebung feststellen – vor allem an sehr hellen Linien, die dann leicht „ausbluten“ oder an Brillanz verlieren.

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Der Mikroprozessor in seiner Gesamtbreite von 3 mm, oben und unten etwas beschnitten. Die Rahmen zeigen den Inhalt der folgenden Bildausschnitte (dieses Übersichtsbild wurde nicht mit dem Mitutoyo M Plan Apo 50x erstellt)

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0,25 Millimeter Ausschnittsbreite aus dem erweiterten Zentrum werden hier von beiden Objektiven mit fantastischer Klarheit abgebildet. Hier wirkt das HLB (rechts) noch etwas brillanter und klarer als das Mitutoyo (links)

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Ein Ausschnitt aus dem vorausgegangenen Bild aus dem erweiterten Zentrum, der 0,12 Millimeter Breite des Originalmotivs wiedergibt, ohne jede Bildbearbeitung – die Darstellungsleistung dieser beiden Objektive ist schlichtweg beeindruckend

Farbwiedergabe und Reflexverhalten
Beide Objektive zeigen eine vergleichbar gute Wiedergabe der warmen Goldtöne auf dem Prozessor. Dennoch fällt auf: Das Mitutoyo wirkt etwas neutraler in der Lichtverteilung, das HLB minimal kontrastreicher, dabei aber gelegentlich etwas übersteuert in sehr hellen Zonen. Insbesondere metallisch glänzende Flächen neigen beim HLB stärker zu lokalem Überstrahlen – möglicherweise durch geringfügig stärkere interne Reflexionen.

 

Gesamteindruck
In dieser Szene offenbart sich, dass das Mitutoyo-Objektiv in komplex strukturierten, großflächigen Bildinhalten die gleichmäßigere Bildqualität über das gesamte Feld hinweg bietet. Das HLB-Objektiv hingegen überzeugt weiterhin durch einen kontrastreichen, brillanten Bildeindruck, der in der Mitte dem Mitutoyo sogar leicht überlegen wirkt, jedoch im Randbereich – besonders bei Nutzung großer Sensorformate oder voll ausgefüllter Bildfelder – leichte Schwächen offenbart. Für Anwendungen, bei denen das ganze Bildfeld genutzt werden soll, bleibt das Mitutoyo insgesamt ausgewogener. Für stark zentrumsorientierte Detailaufnahmen hingegen bietet das HLB ein visuell sehr eindrucksvolles Ergebnis – vorausgesetzt, das Licht ist exakt kontrolliert und gut diffundiert.

Verhalten bei Variation der Tubuslinsenbrennweite

Beide Objektive sind für die Kombination mit einer 200-mm-Tubuslinse ausgelegt. In dieser Konfiguration erreichen sie ihren spezifizierten Abbildungsmaßstab von 50:1 bei optimaler optischer Korrekturleistung. Doch nicht jeder Anwender arbeitet mit exakt dieser Brennweite – sei es aus Platzgründen, um einen geringeren Vergrößerungsfaktor zu erzielen oder um das Arbeitsfeld zu erweitern. Deshalb wurde in einem zweiten Testdurchgang mit einer verkürzten Tubuslinse von 125 mm gearbeitet (Raynox DCR 250), was rechnerisch einem Abbildungsmaßstab von etwa 31:1 entspricht.

 

In dieser Konfiguration zeigten sich deutlich unterschiedliche Reaktionen beider Objektive. Das Mitutoyo M Plan Apo 50x reagierte moderat: Zwar nahm die Gesamtschärfe leicht ab, doch das Bildfeld blieb homogen. Selbst in den Randzonen blieb die Linienwiedergabe weitgehend stabil, die Strukturen erkennbar, die Verzeichnung gering. Farbfehler waren nicht signifikant und das Gesamtbild wirkte optisch ruhig. Die Reduktion der Tubusbrennweite führt hier zwar zu einem sichtbaren, aber gleichmäßigen Qualitätsverlust – gut kalkulierbar und in der Praxis durchaus vertretbar, insbesondere bei kleineren Sensoren.

 

Deutlich kritischer reagierte das HLB Plan Apo 50x auf die veränderte Tubusoptik. Zwar lieferte es im Zentrum zunächst noch eine sehr hohe Detailauflösung mit starkem Kontrast, doch an den Randbereichen des Bildes traten schnell Einschränkungen auf. Besonders auffällig waren Zonen mit deutlich reduzierter Schärfe, zum Teil verbunden mit chromatischer Unruhe, Halos an hellen Kanten und lokalen Überstrahlungen. Das Bildfeld wirkte inhomogen, in den äußersten Randbereichen teils unbrauchbar. Auch Glanzpunkte zeigten auffällige Ausfransungen, die sich bei exakter Betrachtung als Beugungskranz-ähnliche Strukturen interpretieren lassen – ein Hinweis darauf, dass die interne Strahlführung außerhalb des optimal korrigierten Bereichs liegt.

 

Kurz gesagt: Während das Mitutoyo bei verkürzter Tubusbrennweite ein kontrolliertes, wenn auch reduziertes Leistungsniveau hält, gerät das HLB-Objektiv hier an seine Grenzen. Wer eine variable Tubuskonfiguration plant oder häufiger mit kürzeren Brennweiten arbeitet – etwa zur Reduktion des Maßstabs oder aus Platzgründen –, ist mit dem Mitutoyo klar besser beraten. Das HLB entfaltet seine Qualitäten nur unter den spezifizierten Bedingungen. Wer diese einhalten kann, erhält allerdings auch ein Objektiv mit hoher Leistung im Zentrum – zu einem Preis, der deutlich unter dem des Mitutoyo liegt.

Einsatzgrenzen und empfohlene Sensorformate

Beide Objektive wurden ursprünglich nicht für den fotografischen Einsatz an Vollformatsensoren konzipiert, sondern für den industriellen Bereich – typischerweise mit Sensorgrößen bis maximal 2/3 Zoll, beim Mitutoyo offiziell sogar nur bis 1/2 Zoll. Diese Begrenzung ergibt sich aus dem korrekturberechneten Bildkreis, der in beiden Fällen deutlich kleiner ausfällt als die Diagonale eines Kleinbildsensors. Dennoch zeigt die Praxis, dass vor allem das Mitutoyo M Plan Apo 50x weit über diesen Bildkreis hinaus brauchbare Bildqualität liefert.

 

In der Kombination mit einer 200-mm-Tubuslinse deckt das Mitutoyo etwa 30 mm Bildkreisdurchmesser mit hoher, weitgehend gleichmäßiger Schärfe ab. Selbst auf einem Vollformatsensor (43 mm Diagonale) bleibt der nutzbare Bereich beeindruckend groß. Lediglich im äußersten Randbereich zeigen sich erste Einschränkungen in Form feiner Schärfeverluste und gelegentlich schwacher chromatischer Aberrationen. Diese treten allerdings nur bei kritischer Vergrößerung zutage und lassen sich durch einen leichten Beschnitt vollständig eliminieren. Wer bei der Bildkomposition ohnehin einen kleinen Sicherheitsrand einplant oder bei der Weiterverarbeitung beschneidet, wird diese Begrenzung kaum bemerken.

 

Das HLB Plan Apo 50x verhält sich deutlich sensibler: Der Bereich mit hoher Abbildungsleistung ist sichtbar kleiner, der Schärfeabfall zum Rand hin deutlich ausgeprägter. Für APS-C- oder MFT-Sensoren reicht die Bildqualität aus – dort wird der kritische Außenbereich gar nicht erfasst. Auf Vollformatsensoren hingegen stößt das Objektiv erkennbar an seine Grenzen. In den äußeren Bereichen kommt es zu sichtbaren Unschärfen, teils auch zu lokalen Verzeichnungen und Kontrastverlusten. Wer das HLB dennoch an Vollformat verwenden möchte, muss mit einem spürbaren Qualitätsabfall außerhalb der Bildmitte rechnen oder durch Beschnitt arbeiten. Für klassische Zentralmotive, Stacking-Serien mit enger Bildführung oder Bildkombinationen in Reihen ist das kein Ausschlusskriterium – für großformatige Einzelbilder hingegen schon.

 

Zusammengefasst: Das Mitutoyo-Objektiv lässt sich auch an großen Sensoren nutzen, solange man die äußersten Randbereiche nicht überbewertet. Es bietet damit ein deutlich größeres optisch nutzbares Bildfeld. Das HLB-Objektiv ist hingegen auf kleinere Sensoren oder bewusst zentrumsorientierte Ausschnittsarbeit beschränkt. Die Wahl des Sensors beeinflusst somit direkt, wie viel des Potenzials jeweils zur Geltung kommt – und wo die optische Architektur an ihre Grenzen stößt.

Fazit

Beide Objektive liefern in ihrer Klasse eine beachtliche optische Leistung – und beide haben ihre Stärken in unterschiedlichen Bereichen. Das Mitutoyo M Plan Apo 50x überzeugt durch seine Ausgewogenheit: Es bietet eine sehr gute Bildqualität über einen ungewöhnlich großen nutzbaren Bildkreis hinweg, zeigt ein kontrolliertes Verhalten bei unterschiedlichen Tubusbrennweiten und ist mechanisch bis ins Detail präzise verarbeitet. Die Bildschärfe ist hoch, der Kontrast stabil, das optische Verhalten bleibt auch unter abweichenden Bedingungen vorhersagbar. Wer großflächig arbeitet, mit wechselnden Tubuslängen experimentiert oder an Vollformatsensoren das volle Potenzial ausschöpfen will, findet im Mitutoyo einen kompromisslos zuverlässigen Partner – allerdings zu einem Preis, der mit etwa 2800,- Euro Neupreis (Stand 2025) auch ein klares Statement darstellt.

 

Das HLB Plan Apo 50x überrascht mit einer stellenweise sogar höheren Detailbrillanz im Zentrum, knackigem Mikrokontrast und hervorragender Leistung im idealen Arbeitsbereich. In Kombination mit einer 200-mm-Tubuslinse und einem APS-C- oder MFT-Sensor liefert es im Zentrum eine Bildqualität, die der des Mitutoyo sehr nahekommt – und bei Mikrokontrast und Texturzeichnung stellenweise sogar leicht darüber hinausgeht – bei einem etwas geringeren Preis (hier: 2300,- Euro). Deutlich wird jedoch auch, dass dieses Objektiv stärker an seine idealen Betriebsbedingungen gebunden ist. Die Schärfe nimmt zum Rand hin schneller ab, die Toleranz gegenüber optischen Abweichungen – etwa durch Tubusverkürzung – ist begrenzter, und die Homogenität über das Bildfeld hinweg bleibt sichtbar hinter dem Mitutoyo zurück.

 

Die Wahl zwischen beiden ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern von Anwendungsprofil, Budget und Prioritäten. Auch die eingangs erwähnte Fragestellung, ob sich der etwas höhere Preis oder die Ersparnis in der fotografischen Praxis tatsächlich auszahlen, halte ich nicht für entscheidend: Wer auf maximale Bildfeldkorrektur, höchste Fertigungstoleranz und Vielseitigkeit unter verschiedenen Setup-Bedingungen angewiesen ist, wird das Mehr an Leistung beim Mitutoyo nicht missen wollen. Wer hingegen bewusst zentrumsorientiert arbeitet, mit kleineren Sensoren, unter stabilen Bedingungen, und dabei besonderen Wert auf Kontrast und feine Texturwiedergabe legt, bekommt mit dem HLB ein ernstzunehmendes Werkzeug – preislich knapp unter dem Mitutoyo angesiedelt, aber mit eigener optischer Handschrift.

 

Wie entscheide ich mich selbst? Wenn ich eine Struktur mit möglichst hoher Vergrößerung abbilden möchte und von vornherein plane, das Bild rundum zu beschneiden, greife ich zum HLB. In dieser Situation zählt vor allem die Detailbrillanz im Zentrum – und genau dort spielt das Objektiv seine Stärke aus. Will ich hingegen eine fein texturierte Oberfläche mit gleichmäßiger Wiederholung aufnehmen – etwa die Schuppen auf einem Schmetterlingsflügel – und dabei das gesamte Bildfeld bei 50:1 nutzen, dann muss die Schärfe bis in die Ecken hinein halten. Schon ein leichter Randabfall würde hier sichtbar stören, und ein Beschnitt würde zu viel Motiv kosten. In solchen Fällen setze ich auf das Mitutoyo. Und mich begeistern beide Objektive – jedes auf seine Weise.

Flügelschuppen des Schmetterlings Chrysiridia rhipheus, aufgenommen mit dem Mitutoyo M Plan Apo 50x NA 0,55, Focus Stack aus 200 Einzelbildern, darunter ein vergrößerter Ausschnitt aus diesem Bild; die Einzelschuppen messen etwa 0,1 mm Breite

Im direkten Vergleich zeigt sich: Das Mitutoyo ist das vielseitigere, das HLB das fokussiertere System. Beide liefern optisch mehr, als ihre offiziellen Bildkreisangaben vermuten lassen. Doch nur eines davon bleibt auch dann stabil, wenn die Abbildungsqualität auch im Vollformat bis in die Ecken hinein erhalten bleiben soll. Wer das sucht, wird den höheren Preis des Mitutoyo als gerechtfertigt empfinden. Wer das nicht braucht, kann mit dem HLB einen lohnenden Kompromiss eingehen – ohne wirkliche Einbußen im Kernbereich der Abbildung.

Technische Daten Mitutoyo m Plan Apo 50x NA 0,55

Abbildungsmaßstab 50x

Numerische Apertur 0,55

Unendlichoptik (Tubuslinse nötig)

kompatible Tubuslinsenbrennweite 200 mm

Gewindedurchmesser und Steigung M26 x 36 TPI (x 0,706?)

Gewicht 230 g

Gehäuselänge 66,2 mm

Gehäusedurchmesser 30 mm

Parfokaldistanz (Gehäuselänge plus Arbeitsabstand) 95 mm

Durchmesser der Austrittspupille ca. 6,0 mm

Brennweite ca. 4,0 mm

Arbeitsabstand 13,0 mm

Auflösung 0,34 µm

Schärfentiefe 0,68 µm

Sensor-Größenempfehlung des Herstellers maximal 1/2 Zoll

 

Technische Daten HLB Plan Apo 50x NA 0,55

Abbildungsmaßstab: 50x

Numerische Apertur (NA): 0,55

Optischer Typ: Unendlichoptik (Tubuslinse erforderlich)

Empfohlene Tubuslinsenbrennweite: 200 mm

Gewindedurchmesser und Steigung: M26 x 36 TPI (x 0,706?)

Gewicht: 325 g

Gehäuselänge: 82 mm

Gehäusedurchmesser: 35 mm

Parfokaldistanz: 95 mm

Durchmesser der Austrittspupille: 5 mm

Brennweite: 4,0 mm

Arbeitsabstand: 13,0 mm

Auflösung: 0,5 µm

Schärfentiefe: 0.9 µm

Empfohlene Sensorgröße: herstellerseitig nicht angegeben

Daniel Knop, www.knop.de, www.danielknop.eu

Testbild mit DCR 250: Im Zentrum ist die Bildschärfe bei dieser Kombination nur moderat und deutlich geringer als bei der Nominalvergrößerung, und außerhalb des Bildzentrums lässt sie gewaltig nach. Hier zeigt sich auch eine leichte kissenförmige Verzerrung. Die Abdunklung des Rand- und Eckenbereichs ist deutlicher als bei Verwendung der DCR 150.

Das Bildzentrum hat noch gewisse Schärfe, aber feinste Details werden in Kombination mit der DCR 250 nicht mehr wiedergegeben.

Die Randzone weist starke kissenförmige Verzerrung und intolerable Unschärfe auf, die zur Ecke hin extrem wird (hier links oben). Im Vollformat ist diese Kombination aus Objektiv und Tubuslinse schlicht unbrauchbar.

Der direkte Vergleich mit dem Canon-Lupenobjektiv MP-E 65 mm bei Stellung 3,5x zeigt, dass das HLB Planapo 3,5x diesem sehr scharf abbildenden Makrospezialisten deutlich unterlegen ist. Das Canon bringt mehr Schärfe (Bild oben rechts), und der Schärfeabfall zum Bildrand und vor allem zu den Ecken hin ist beim Canon deutlich schwächer als beim HLB. Allerdings muss hier auch berücksichtigt werden, dass das HLB Planapo 3,5x neu weniger als die Hälfte dessen kostet, was für ein Canon MP-E 65 mm zu veranschlagen ist. 

Vergleich HLB M Plan 3,5x – Canon MP-E 65 mm

HLB Planapo 3,5x (links) im Vergleich mit dem Canon MP-E 65 mm bei Stellung 3,5 (rechts), oben jeweils das rechte obere Viertel des Originalbilds, aufgenommen mit Vollformatsensor (Focus Stack), unten jeweils ein Sechzehntel des Originalbilds, entsprechend hochskaliert.

Fazit

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