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Objektivporträt

Mitutoyo M Plan Apo 10x

Das Mitutoyo M Plan Apo 10x wurde als Mikroskopobjektiv für metallurgische Untersuchungen konzipiert. Sowohl hier als auch beim Focus Stacking setzt es Standards, so dass sich andere Objektive an ihm messen lassen müssen.

Das Objektiv

Das Mitutoyo M Plan Apo 10x wurde ursprünglich für metallurgische Anwendungen entwickelt. Es ist Teil einer modular aufgebauten Objektivserie mit verschiedenen Abbildungsmaßstäben, deren gemeinsames Merkmal die Parfokalität ist: Alle Objektive dieser Reihe besitzen die gleiche mechanische Baulänge und denselben Arbeitsabstand – mit Ausnahme des 1×-Objektivs, das einen größeren Gehäusedurchmesser aufweist.

Der Vorteil dieser einheitlichen Bauweise liegt vor allem im Einsatz an Spezialmikroskopen, bei denen der Kameraauszug einmalig auf die gesamte Objektivserie abgestimmt wird – meist in Kombination mit einer fest verbauten Tubuslinse. Doch auch bei der Verwendung in einem Focus-Stacking-Setup ist die Parfokalität von großem Nutzen: Objektive lassen sich schnell und unkompliziert austauschen, ohne dass der mechanische Aufbau verändert oder neu justiert werden muss.

Das M Plan Apo 10x wurde für den Auflichteinsatz optimiert – ein wesentlicher Unterschied zu vielen herkömmlichen Mikroskopobjektiven, die primär für den Durchlichteinfall in der Biologie oder Medizin gerechnet wurden. Diese Optimierung wirkt sich unter anderem auf die Farbkorrektur und Kontrastleistung im reflektierten Licht aus und prädestiniert das Objektiv für technische oder materialanalytische Aufgaben.

Ein weiteres zentrales Merkmal ist der große Arbeitsabstand, der nicht nur in der Metallurgie unabdingbar ist – etwa, um seitlich einfallendes Licht zur Objektbeleuchtung zu ermöglichen – sondern auch im Makrobereich erhebliche Vorteile bietet. Im Gegensatz zu klassischen Laborobjektiven, bei denen ein kurzer Arbeitsabstand aufgrund der Durchlichtgeometrie genügte oder sogar gewünscht war, erlaubt der lange Arbeitsabstand des Mitutoyo 10x eine freie und flexible Lichtführung.

Gerade in der Focus-Stacking-Fotografie auf einer Vollformatkamera entfaltet das Objektiv daher sein volles Potenzial: In Kombination mit einer geeigneten Tubuslinse lässt es sich effizient in reproduzierbare Aufbauten integrieren, bei denen der großzügige Objektabstand eine präzise, schattenfreie Beleuchtung und einen störungsfreien Arbeitsbereich ermöglicht – entscheidende Vorteile bei der fotografischen Erfassung filigraner Oberflächenstrukturen.

Das Mitutoyo M Plan Apo 10x ist Teil einer parfokalen Objektivserie mit identischem Gehäusedurchmesser

Der Hersteller

Hersteller des Objektivs ist die japanische Firma Mitutoyo, ein weltweit führender Anbieter hochwertiger Mess- und Prüfgeräte für industrielle Anwendungen, insbesondere in der Metallurgie. Die Objektive dieser Spezialserie sind in Deutschland beispielsweise über Edmund Optics (www.edmundoptics.de) oder Novoflex (www.novoflex.de) erhältlich.

 

Mit ihrem Erscheinen setzte diese Objektivreihe neue Maßstäbe: Sie kombinierte erstmals einen großen Arbeitsabstandmit hoher numerischer Apertur (NA), exzellenter Detailauflösung, apochromatischer Farbkorrektur und weitgehender Verzeichnungsfreiheit – und das bis an den Rand eines für Industrieobjektive vergleichsweise großen Bildkreises von 30 mm. Alle Objektive der Serie sind zudem parfokal, was den Objektivwechsel innerhalb eines Systems erheblich erleichtert. Diese Leistungsmerkmale wurden durch einen ungewöhnlich großen Linsendurchmessermöglich, der allerdings auch zu einer bis dahin ungekannten Baugröße und einem deutlich erhöhten Gewicht führte.

 

Zwar existierten bereits zuvor hochklassige metallurgische Objektive – etwa die „M Plan“-Serie von Nikon – doch die Mitutoyo-Baureihe bot diese Eigenschaften in dieser Kombination erstmals zusammen. Andere Objektive, die ebenfalls erfolgreich im Focus Stacking eingesetzt werden, wie z. B. Nikons „CF Plan Apo“, erreichen zum Teil sogar höhere NA-Werte und damit noch bessere Auflösung. Doch dies geht meist mit Kompromissen einher: einem deutlich geringeren Arbeitsabstand oder einem kleineren Bildkreis, was insbesondere bei Vollformatsensoren im Randbereich zu sichtbaren Abbildungsfehlern führen kann.

 

Hinzu kommt: Während viele dieser älteren Endlichobjektive keine Tubuslinse benötigen – was von einigen Anwendern durchaus geschätzt wird –, bleiben sie in Bezug auf nutzbare Bildfläche und Beleuchtungsfreiheit hinter den Mitutoyo-Optiken zurück. Wer mit kleineren Sensoren arbeitet, mag mit solchen Alternativen dennoch sehr gut bedient sein.

 

Die Entscheidung für die Mitutoyo-Serie ist am Ende oft eine Frage der Überzeugung – doch kaum jemand, der im Bereich des Focus Stackings intensiv mit diesen Objektiven gearbeitet hat, möchte zu anderen Fabrikaten zurückkehren.

 

Angesichts der hohen Preise der Originale haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Nachbauten auf dem Markt etabliert. Dazu zählen etwa die ebenfalls aus Japan stammenden HLB-Objektive, die hier ebenfalls getestet werden, aber auch diverse No-Name-Optiken, die den Mitutoyos äußerlich zum Verwechseln ähnlich sehen – meist zu einem Bruchteil des Preises. Doch von der äußeren Ähnlichkeit sollte man nicht auf eine vergleichbare Abbildungsleistung schließen: Optik ist Präzisionsarbeit, und das zeigt sich nicht an der Hülle, sondern im Bild.

Technische Daten

Abbildungsmaßstab 10x

Numerische Apertur 0,28

Unendlichoptik (Tubuslinse nötig)

kompatible Tubuslinsenbrennweite 200 mm

Gewindedurchmesser und Steigung M26 x 36 TPI

Gewicht 240 g

Gehäuselänge 61,0 mm

Gehäusedurchmesser 30 mm

Parfokaldistanz (Gehäuselänge plus Arbeitsabstand) 95 mm

Durchmesser der Austrittspupille 11,2 mm

Brennweite 20,0 mm

Arbeitsabstand 34,0 mm

Auflösung 1.0 µm

Schärfentiefe 3.50 µm

Sensor-Größenempfehlung des Herstellers maximal 2/3 Zoll

Die Abbildungsleistung – Tubuslinse 200 mm

Die folgenden Testbilder geben die Abbildungsleistung des Objektivs wieder. Das erste zeigt eine Übersichtsaufnahme (Vollformatsensor) mit der Tubuslinse Raynox DCR 150, so dass annähernd die Nominalvergrößerung von 10x entsteht. Die beiden anschließenden Bilder enthalten jeweils einen vergrößerten Ausschnitt. 

Testbild mit Nominalvergrößerung (DCR 150), mit Rahmenmarken für die nachfolgenden Ausschnittsvergrößerungen – sehr gute Schärfe und keine sichtbare Randabdunklung, frei von chromatischen Aberrationen, allerdings sehr leichte kissenförmige Verzerrung im äußersten Randbereich.

In der zentralen Ausschnittsvergrößerung zeigt sich eine sehr hohe Detailschärfe ohne chromatische Aberrationen. Verzerrungen sind naturgemäß im zentralen Bildanteil nicht vorhanden.

In der eckständigen Ausschnittsvergrößerung der Vollformataufnahme ist im äußeren Randbereich, insbesondere in den Ecken, eine leicht abnehmende Detailschärfe zu sehen (hier links oben), denn die 43-mm-Diagonale des Vollformatsensors übersteigt eben den Bildkreis des Objektivs. Auch leichte chromatische Aberrationen sind hier zu sehen, allerdings ebenfalls nur in einem schmalen Randbereich des Bilds. Kleinere Sensoren dürften diese Abbildungsfehler sämtlich nicht abbilden. 

Zentrum

Im Zentrum zeigt das Objektiv eine überragende Bildqualität. Feinstrukturen der Teststruktur, wie dicht geführte Leiterbahnen, Zahlen, Buchstaben und feinste Rasterelemente, sind gestochen scharf und mit höchstem Mikrokontrast wiedergegeben. Die Linien wirken exakt konturiert, ohne jede Weichzeichnung, und die Differenzierung zwischen benachbarten Strukturelementen ist auch bei sehr geringem Abstand vollständig erhalten. Es zeigen sich keinerlei Farbsäume, kein Rauschen in homogenen Flächen und keine störenden Überstrahlungen – ein klassisches Merkmal für die apochromatische Korrektur und die sehr hohe numerische Apertur des Objektivs.

 

Erweitertes Zentrum 

Im erweiterten Zentrum bleibt die Bildqualität exzellent. Die Detailzeichnung ist nahezu auf dem Niveau des Zentrums. Auch hier sind die Übergänge sauber, die Grauflächen ruhig, die Linien scharf. Erst bei genauem Hinsehen erkennt man eine minimal abnehmende Schärfe – allerdings auf einem Niveau, das weit über dem liegt, was mit klassischen Makroobjektiven oder Zoomsystemen erreichbar wäre. Die Planlage des Bildfelds ist sehr gut, was sich daran zeigt, dass keine nennenswerte Bildfeldwölbung oder tangentiale Unschärfe auftritt. Die Bildwirkung bleibt sehr geschlossen und harmonisch.

 

Randzone

In der Randzone beginnt die Abbildungsqualität leicht abzunehmen – jedoch nicht abrupt, sondern sanft und kontrolliert. Die Schärfe lässt geringfügig nach, und extrem feine Details sind nicht mehr ganz so präzise voneinander trennbar wie im Zentrum. Dennoch bleiben alle Strukturen deutlich erkennbar, und der Kontrast bleibt ausreichend hoch, um die Hauptmotive klar erfassbar zu halten. Es sind keine dramatischen Aberrationen sichtbar – weder Koma noch merkliche Farbsäume noch geometrische Verzerrung –, was für ein Objektiv mit einem spezifizierten Bildkreis von 26,5 mm und dem Einsatz auf einem 43 mm-Vollformatsensor ein bemerkenswertes Resultat ist. Die Vignettierung ist gering und gleichmäßig.

 

Fazit
Das Mitutoyo M Plan Apo 10x zeigt sich in dieser Testkonfiguration als ein Objektiv der absoluten Spitzenklasse. Seine Stärken liegen in der enorm hohen Auflösung, dem differenzierten Mikrokontrast und der sehr ausgewogenen Bildfeldkorrektur. Im Zentrum und im erweiterten Zentrum erreicht es eine nahezu perfekte Abbildungsleistung. Auch in der Randzone bleibt die Bildqualität bemerkenswert hoch, wobei die Einschränkungen so gering ausfallen, dass sie bei der typischen zentrierten Makrofotografie praktisch keine Rolle spielen.

 

Besonders hervorzuheben ist, dass dieses Objektiv auch auf einem Vollformatsensor eingesetzt werden kann, ohne dass die äußeren Bereiche gravierende Qualitätsverluste aufweisen – eine Seltenheit bei Mikroskopobjektiven, die primär für kleinere Sensorformate konzipiert wurden. Wer höchste Präzision auf engstem Raum benötigt, sei es für Halbleiterdokumentation, Materialprüfung oder biologisch-technische Strukturanalyse, erhält mit dem M Plan Apo 10x ein Werkzeug auf Referenzniveau – vorausgesetzt, es wird mit der korrekten Tubusoptik betrieben und auf einem entsprechend stabilen, vibrationsfreien Setup verwendet.

Die Abbildungsleistung – Tubuslinse 125 mm

Das folgende Testbild ist eine weitere Übersichtsaufnahme, allerdings mit der Tubuslinse Raynox DCR 250, was den Abbildungsmaßstab auf ca. 6,25 reduziert (statt 10x). Einige metallurgische Mikroskopobjektive aus der erwähnten Mitutoyo-Serie tolerieren diese Vorgehensweise, wenngleich auch nicht alle im gleichen Maß, und der Test soll zeigen, welche qualitativen Abstriche damit beim Mitutoyo M Plan Apo 10x zu erwarten sind.

Testbild mit DCR 250: Mit dieser geringeren Tubuslinsenbrennweite wird ein kleinerer Abbildungsmaßstab erzeugt, und bei dieser Kombination sind Schärfenverlust und Verzerrung im Rand- und Eckenbereich deutlicher zu sehen. Auch ist diese bildfehlerbehaftete Zone breiter als bei der DCR150-Aufnahme. CAs sind hier allerdings ebenfalls nur in Spuren vorhanden und kaum wahrnehmbar.

In der zentralen Ausschnittsvergrößerung ist die Detailschärfe noch durchaus sehr gut, wenngleich winzigste Details erkennbar weicher dargestellt werden als in der entsprechenden Ausschnittsvergrößerung der DCR150-Aufnahme. CAs sind nicht zu sehen, und das Bild ist weitgehend verzerrungsfrei, wenngleich die Bildecken der Ausschnittsvergrößerung schon eine leichte Tendenz zur kissenförmigen Verzerrung zu zeigen scheinen. 

In der eckständigen Ausschnittsvergrößerung der Vollformataufnahme nehmen zur Bildecke hin die Verzerrung und die Unschärfe erkennbar zu. Diese Zone ist so breit, dass sie beim Vollformatsensor durchaus stören dürfte. APS- und MFT-Sensoren dürften diese Bildfehler allerdings bestenfalls in den äußersten Eckenzonen abbilden. 

Zentrum

Im Zentrum bleibt das Bild erstaunlich gut. Die feinen Leiterbahnen und grafischen Strukturen werden noch weitgehend scharf dargestellt, die Linien sind erkennbar getrennt, die Kanten wirken aber nicht mehr ganz so präzise konturiert wie in der spezifikationsgerechten Konfiguration. Der Mikrokontrast hat etwas nachgelassen, und feine Grau-in-Grau-Übergänge zeigen eine leichte Tonwertverflachung. Auch die Flächen wirken nicht mehr ganz so ruhig, stellenweise beginnt ein leichtes Körnungsmuster. Dies spricht für beginnende sphärische Aberration – typisch, wenn Korrekturlinsen im Inneren des Systems außerhalb ihrer berechneten Position arbeiten.

 

Erweitertes Zentrum

Im erweiterten Zentrum wird der Qualitätsabfall deutlicher. Strukturen verlieren an Trennschärfe, Mikrokontrast bricht spürbar ein, feine Leiterbahnen laufen optisch enger zusammen, teils beginnt ein leicht verwaschener Eindruck. Auch Übergänge zwischen hellen und dunklen Flächen verlieren an Klarheit. Die Planlage der optischen Korrektur verschiebt sich: Einzelne Bildebenen scheinen nicht mehr exakt auf den Sensor zu projizieren – ein Hinweis auf beginnende Bildfeldwölbung oder Astigmatismus bei nicht idealer Tubusdistanz.

 

Randzone

In der Randzone schließlich fällt die Bildqualität deutlich ab. Die Linien verlieren an Definition, dunkle Bereiche wirken „schlierig“, helle Zonen beginnen leicht zu überstrahlen. Einzelne Strukturen lassen sich noch erkennen, wirken aber unsauber – die Bildwirkung wird insgesamt deutlich weicher. Während das Objektiv bei 200 mm Tubuslänge auch am Rand noch brauchbare Schärfe bietet, zeigt sich hier die Einschränkung durch die zu kurze Projektion besonders deutlich. Auch eine beginnende Vignettierung und asymmetrische Helligkeitsverteilung sind erkennbar.

 

Fazit
Das Mitutoyo M Plan Apo 10x zeigt sich in dieser Testkonfiguration mit 125 mm Tubuslinse deutlich außerhalb seines optischen Optimums. Während die zentrale Zone noch brauchbare Ergebnisse liefert, beginnt bereits im erweiterten Zentrum ein spürbarer Abfall der Abbildungsqualität – und in den Randzonen wird die Schwäche offensichtlich. Das Objektiv ist für höchste Auflösung und feinste Strukturtrennung optimiert, entfaltet diese Qualitäten jedoch nur bei exakt berechneter Tubusbrennweite. Wird diese deutlich unterschritten, wie hier, verschiebt sich das gesamte Korrektursystem und erzeugt Fehler, die bei einem Hochleistungsobjektiv besonders auffallen.

 

Trotzdem bleibt die Aufnahme im Zentrum brauchbar und übertrifft in manchen Aspekten sogar schwächere Objektive bei Normbetrieb. Für professionelle Anwendungen mit höchsten Anforderungen an Detailtreue ist der Betrieb außerhalb der Spezifikation jedoch nicht zu empfehlen. Wer das volle Potenzial dieses außergewöhnlichen Objektivs nutzen möchte – insbesondere auf einem Vollformatsensor –, sollte auf die vorgesehene Tubuslinse mit 200 mm Brennweitezurückgreifen. Nur so lässt sich die beeindruckende Leistung dieses 10x-Apochromaten in vollem Umfang ausschöpfen.

Die Abbildungsleistung – Tubuslinse 200 mm: Mikroprozessor

Dieses Testbild zeigt einen stark vergrößerten Ausschnitt eines Mikroprozessors mit 3 × 3 mm Kantenlänge, aufgenommen mit dem Mitutoyo M Plan Apo 10x bei optimaler Konfiguration – also mit einer 200 mm Tubuslinse auf einem KB-Vollformatsensor. Die Darstellung erlaubt eine besonders präzise Beurteilung der Abbildungsleistung dieses hochauflösenden Apochromaten (NA 0,28) in einem realistischen Anwendungsszenario und zeigt dabei nicht nur die Schärfeleistung bzw. Detailerfassung, sondern auch die Farbwiedergabe. 

Klare, scharfe Details, etwas besserer Farbkontrast als beim Mitu 5x, keine wahrnehmbaren Verzerrungen in den Eckenbereichen, da auch das Übersichtsbild rundum massiv beschnitten wurde

Zentrum

Im Zentrum zeigt das Objektiv eine beeindruckende Leistung: Feinstrukturen, Leiterbahnen, Zellmuster und speicherartige Arrays werden mit höchster Klarheit und Schärfe dargestellt. Besonders auffällig ist die exzellente Trennung eng beieinanderliegender Linien – selbst in hochverdichteten Bereichen bleiben Einzelstrukturen klar differenzierbar. Die Bildwirkung ist plastisch, fast analytisch, ohne Härte oder Überbetonung. Die Flächen erscheinen ruhig und gleichmäßig, was auf eine hervorragende Korrektur von sphärischer Aberration und astigmatischen Restfehlern hinweist. Farbsäume oder chromatische Verschiebungen sind selbst in hochkontrastigen Übergängen nicht zu erkennen – ein typisches Qualitätsmerkmal eines präzise apochromatisch korrigierten Systems.

Erweitertes Zentrum

Im erweiterten Zentrum bleibt die Detailwiedergabe außergewöhnlich hoch. Auch komplexe logische Module mit hohem Linienanteil und geringem Kontrastabstand werden sauber wiedergegeben. Leichte geometrische Abweichungen, wie sie in Randnähe anderer Objektive oft auftreten, sind hier nicht sichtbar. Die Planlage der Schärfeebene wirkt über den gesamten nutzbaren Bildbereich hinweg ausgesprochen konstant, was eine minimal gekrümmte Bildfeldprojektion erkennen lässt. Kontrast und Tonwerttiefe bleiben auch in dieser Zone auf hohem Niveau – es gibt keine matten Übergänge oder abfallenden Kantenschärfen.

Randzone

In der Randzone schließlich zeigt das Objektiv noch immer eine erstaunlich gute Leistung – insbesondere im Kontext eines Vollformatsensors mit 43 mm Diagonale, während der Hersteller das Objektiv für einen deutlich kleineren Bildkreis spezifiziert. Zwar nimmt die absolute Trennschärfe geringfügig ab, doch Linien bleiben auch hier deutlich erkennbar, Übergänge sind noch klar konturiert, und die Bildwirkung bleibt weitgehend geschlossen. Es zeigen sich keine nennenswerten Verzerrungen, keine Vignettierung und auch keine relevanten Farbverschiebungen. Die Qualitätseinbußen im Vergleich zum Zentrum sind eher akademischer als praktischer Natur – sie würden im normalen Einsatz kaum ins Gewicht fallen.

Fazit
Das Mitutoyo M Plan Apo 10x zeigt sich in dieser optimalen Konfiguration als echtes Hochleistungsobjektiv. Seine Fähigkeit, feinste Strukturen auch auf einem Vollformatsensor präzise, kontrastreich und ohne Farbfehler wiederzugeben, macht es zu einer erstklassigen Wahl für Anwendungen mit höchsten Anforderungen an Bildqualität – etwa in der Halbleiteranalyse, der technischen Dokumentation oder der wissenschaftlichen Strukturabbildung. Der große Vorteil dieses Objektivs liegt nicht nur in der extrem hohen Auflösung im Zentrum, sondern auch in der auffallenden Homogenität über das gesamte Bildfeld hinweg. Selbst in der Randzone bleibt die Abbildungsleistung auf einem Niveau, das viele andere Optiken im Zentrum nicht erreichen.

In der praktischen Anwendung empfiehlt sich dieses Objektiv für alle Situationen, in denen feinste Strukturdifferenzierung auf engstem Raum gefordert ist. Vorausgesetzt werden allerdings ein stabiler Aufbau, eine exakt abgestimmte Tubuslinse und eine präzise Ausrichtung – dann jedoch liefert dieses 10x-Apochromat Ergebnisse auf Referenzniveau.

Auflösungstest

Der Auflösungstest 300 von Zeiss ermöglicht, die Auflösung eines Mikroskopobjektivs in Form eines Zahlenwerts abzulesen. Zwar ist diese Ablesung in gewissem Rahmen Interpretationssache und nicht völlig exakt (Details siehe hier), doch sie vermittelt durchaus einen groben Eindruck der Feinzeichnung und Detailwiedergabe.

Der Auflösungswert im Linsenzentrum, hier in den beiden äußeren Feldern zu sehen, wurde im linken Messfeld mit 560 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) abgelesen, im rechten mit 630

Fazit

Das Mitutoyo M Plan Apo 10x ist ein hochpräzises Apochromat-Objektiv mit exzellenter Detailwiedergabe, das sich in seiner Preisklasse als nahezu konkurrenzlos erweist. Es liefert im gesamten zentralen Bildfeld eine beeindruckende Auflösung, hervorragenden Mikrokontrast und eine sichtbar saubere Trennung feinster Strukturen. Die hohe numerische Apertur von 0,28 verleiht ihm ein exaktes, kontrastreiches Bild mit kaum wahrnehmbaren Farbfehlern – selbst bei kritischsten Motiven.

Dass es innerhalb der Mitutoyo-Reihe noch eine HR-Variante mit NA 0,42 gibt, die in Bezug auf Auflösung und Lichtausbeute noch etwas weiter geht, steht außer Frage. Doch diese bewegt sich preislich in einer anderen Größenordnung, bisweilen bis zum zehnfachen Betrag – was den Leistungsvorsprung zwar technisch erklärt, aber wirtschaftlich für viele Anwendungen relativiert.

Wie bei allen Objektiven dieser Klasse gilt auch hier: Der vom Hersteller empfohlene Bildkreis von 26,5–30 mm wird bei Verwendung auf einem Vollformatsensor (43 mm Diagonale) nominell überschritten. Praktisch bleibt dies jedoch weitgehend folgenlos – sofern das Objektiv wie vorgesehen mit einer 200 mm Tubuslinse betrieben wird. In dieser Konfiguration zeigen sich selbst in den äußersten Ecken nur geringfügige Qualitätseinbußen, die bei typischer Bildgestaltung mit zentriertem Hauptmotiv kaum ins Gewicht fallen.

Anders verhält es sich bei deutlich kürzeren Tubuslinsenbrennweiten – etwa 150 oder sogar 125 mm – für die das Objektiv ausdrücklich nicht konstruiert wurde. In diesen Fällen kommt es zu sichtbaren Abbildungsfehlern in den Randzonen, darunter ein Verlust an Schärfe, Kontrast und Bildfeldplanlage. Diese Einschränkungen sind bei technischer Bildanalyse relevant, aber bei vielen fotografischen Anwendungen, etwa in der klassischen Makrofotografie mit zentralem Schärfefokus, vernachlässigbar.

Grundsätzlich sollte man berücksichtigen, dass das Objektiv ursprünglich für sehr kleine Sensoren (bis 2/3") entwickelt wurde. Auf solchen Flächen entfaltet es eine kompromisslos saubere Abbildungsleistung, da nur der hervorragend korrigierte zentrale Anteil der Linsenzone genutzt wird. Selbst auf Sensorformaten wie APS-C oder MFT, die den Bildkreis stärker ausreizen, bleibt die Qualität überdurchschnittlich – mit nur minimalen, kaum störenden Abstrichen zum Rand hin.

Insgesamt lässt sich festhalten: Das Mitutoyo M Plan Apo 10x ist auch auf einem Vollformatsensor uneingeschränkt empfehlenswert – sofern es korrekt adaptiert und mit passender Tubusoptik betrieben wird. Es bietet herausragende Abbildungsqualität und optische Präzision auf einem Niveau, das für viele Anwendungen in der industriellen, wissenschaftlichen oder dokumentarischen Makrofotografie als Referenz gelten darf. Wer höchste Auflösung bei gleichzeitig stabiler, farbtreuer und flächenruhiger Darstellung sucht, findet hier ein Werkzeug mit außergewöhnlichem Leistungsprofil – bei gleichzeitig bemerkenswerter optischer Robustheit.

Vorteile

Extrem großer Arbeitsabstand, hohe Bildschärfe und Detailgenauigkeit, hervorragende Farbkorrektion, Parfokalität innerhalb der Objektivserie, also leichter Objektivwechsel

Nachteile

Ungewöhnliche Gewindegröße, die einen speziellen Adapter erfordert (z. B. www.stonemaster-onlineshop.de), leichte Randunschärfen bei kleinerer Tubuslinsenbrennweite (DCR 250)

Daniel Knop, www.knop.de, www.danielknop.eu

Testbild mit DCR 250: Im Zentrum ist die Bildschärfe bei dieser Kombination nur moderat und deutlich geringer als bei der Nominalvergrößerung, und außerhalb des Bildzentrums lässt sie gewaltig nach. Hier zeigt sich auch eine leichte kissenförmige Verzerrung. Die Abdunklung des Rand- und Eckenbereichs ist deutlicher als bei Verwendung der DCR 150.

Das Bildzentrum hat noch gewisse Schärfe, aber feinste Details werden in Kombination mit der DCR 250 nicht mehr wiedergegeben.

Die Randzone weist starke kissenförmige Verzerrung und intolerable Unschärfe auf, die zur Ecke hin extrem wird (hier links oben). Im Vollformat ist diese Kombination aus Objektiv und Tubuslinse schlicht unbrauchbar.

Der direkte Vergleich mit dem Canon-Lupenobjektiv MP-E 65 mm bei Stellung 3,5x zeigt, dass das HLB Planapo 3,5x diesem sehr scharf abbildenden Makrospezialisten deutlich unterlegen ist. Das Canon bringt mehr Schärfe (Bild oben rechts), und der Schärfeabfall zum Bildrand und vor allem zu den Ecken hin ist beim Canon deutlich schwächer als beim HLB. Allerdings muss hier auch berücksichtigt werden, dass das HLB Planapo 3,5x neu weniger als die Hälfte dessen kostet, was für ein Canon MP-E 65 mm zu veranschlagen ist. 

Vergleich HLB M Plan 3,5x – Canon MP-E 65 mm

HLB Planapo 3,5x (links) im Vergleich mit dem Canon MP-E 65 mm bei Stellung 3,5 (rechts), oben jeweils das rechte obere Viertel des Originalbilds, aufgenommen mit Vollformatsensor (Focus Stack), unten jeweils ein Sechzehntel des Originalbilds, entsprechend hochskaliert.

Fazit

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