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Daniel Knop

Filmscannerobjektive für Focus Stacking Teil 1 – Minolta Dimage Scan Elite 5400

Aktualisiert: 22. Okt.

Hochwertige Filmscannerobjektive besitzen ideale Eigenschaften für detailreiche Insektenaufnahmen mit Focus Stacking. Hier wird das erste von drei Objektiven vorgestellt.



Eine Stubenfliege befindet sich neben einem Filmscanner-Objektiv
Filmscannerobjektive sind ideal, um den Körper eines Insekts vollständig und sehr hoch aufgelöst abzubilden

Focus Stacking mit Mikroskopobjektiven ermöglicht eine extrem hohe Detailwiedergabe, weit mehr als mit konventionellen Kameraobjektiven. Allerdings hat diese starke Vergrößerung auch einen wesentlichen Nachteil: Ein kleiner Käfer beispielsweise kann damit nicht mehr vollständig abgebildet werden. Beim Abbildungsmaßstab von 5:1 wird auf unserem 24 x 36 mm großen Vollformatbild nur noch eine Bildbreite von 7,2 mm wiedergegeben, und damit könnte man bei einem kleinen Insekt auf unserem Foto vielleicht nur noch ein Auge erkennen, ein Bein oder einen Teil davon. Das kann gewünscht sein, aber oft möchten wir eben das ganze Tier im Bild sehen. Hier bliebe eigentlich nur, ein herkömmliches Makro- oder Lupenobjektiv zu verwenden und auf die ungewöhnlich hohe Detailwiedergabe zu verzichten.


Glücklicherweise gibt es jedoch eine Alternative, die vielen Fotografen nicht bewusst ist: Filmscanner-Objektive. Im Regelfall handelt es sich dabei primär um Diascanner, die allerdings auch Negativstreifen scannen können. Meist sind sie im Kleinbild angesiedelt, in Ausnahmefällen auch im Mittelformat. Sie besitzen Optiken, die für Nahaufnahmen um 1:1 herum konzipiert wurden und mitunter auch eine besonders hohe Auflösung produzieren, also weit detailreicher darstellen können als, ein herkömmliches Standard- oder Makroobjektiv. Auch die verzerrungsfreie Bildwiedergabe und Farbkorrektion sind bisweilen außergewöhnlich gut. Allerdings gilt all dies bei weitem nicht für alle Filmscanner. Welche Scannerobjektive eignen sich für die Lupenfotografie mit Focus Stacking, und wie sie setzt man sie ein?


Ein Diascanner mit Einzeleinzug beim Scanvorgang
Diascanner – hier Nikon Super Cool Scan 5000 ED mit automatischem Einzug – gehörten in den 1990er-Jahren zum fotografischen Alltag. Heute sind manche auch wegen ihrer aufwändig konzipierten Objektive interessant.

Diascanner-Objektive

Filmscanner gehören eigentlich der analogen Fotovergangenheit an und sind heute nicht mehr wirklich aktuell. Nikon hat seine Modellpflege an Diascannern z. B. schon vor vielen Jahren völlig eingestellt, und Minolta seit der Übernahme durch Sony ebenso. Das hat die noch am Markt befindlichen Scanner abrupt im Wert steigen lassen, und wenn Sie heute versuchen, ein solches Gerät gebraucht zu kaufen, um das Objektiv für Fotoarbeiten zu verwenden, müssen Sie bei funktionierenden Scannern mit unverhältnismäßig hohen Preisen rechnen, zum Teil weit über dem ehemaligen Neupreis. Das einzige, was wirklich Sinn macht, ist die Suche nach einem defekten Scanner.


Prinzipiell können Sie das Objektiv jedes defekten Scanners ausbauen und auf seine Eignung testen. Allerdings macht das bei Geräten der unteren und mittleren Preis- und Qualitätsklasse wenig Sinn, weil unsere hohen Erwartungen hier kaum erfüllt werden. Und hinzu kommt, dass die angegebenen Auflösungen oft nicht annähernd erreicht werden, insbesondere bei Flachbettscannern, aber auch bei speziellen Filmscannern. Zudem muss man bei diesen Angaben unterscheiden zwischen einer interpolierten, also computertechnisch hochgerechneten, und einer optischen, also echten Auflösung, die mit Hilfe von Objektivlinsen erreicht wurde, wobei für uns nur Letztere interessant ist.


Der entscheidende Schrittmacher in der Verwendung von Diascannerobjektiven für Focus Stacking war der Anfang 2024 leider viel zu früh verstorbene US-Amerikaner Robert OToole, der Objektive für Nahaufnahmen mit großer Sachkenntnis untersucht, vergleicht und bewertet. Er betrieb hierzu auch eine Webseite, auf der er seine Erkenntnisse veröffentlichte (www.closeuphotography.com). Hier finden Sie eine Übersicht mit zahlreichen unterschiedlichen Scannern, deren Objektive er auf ihre Eignung für Focus-Stacking-Aufnahmen getestet hat (https://www.closeuphotography.com/scanner-lenses).


Besonders vielversprechend sind zwei bestimmte Kleinbildscanner und ein Mittelformatscanner. Einen der beiden Kleinbildscanner will ich in diesem Beitrag vorstellen, den weiteren und den Mittelformatscanner in separaten Beiträgen. Diese drei Objektive spielen unter Filmscanner-Optiken in gewisser Weise eine Sonderrolle, weil sie Anfang der 2000er-Jahre eine neue Generation repräsentierten, mithin die letzte, und zwar mit weit höherer Auflösung als alle Filmscanner bis zu diesem Zeitpunkt. Ob das für die Masse der Dias damals wirklich sinnvoll war, ist fraglich, weil man letztlich schon mindestens einen 50-ASA-Film haben musste, um der Objektivauflösung gerecht zu werden, besser noch den legendär scharfen 25-ASA-Film von Agfa (der in Wirklichkeit 33 ASA hatte), weil man sonst nur das Filmkorn stärker sichtbar machte. Aber das ist für uns heute nebensächlich.


Allerdings möchte ich Sie bitten, niemals einen funktionierenden Filmscanner zu zerlegen, um das Objektiv für Focus-Stacking-Aufnahmen zu verwenden. Filmscanner sind eine aussterbende Spezies, und jedes dieser Geräte ist weit mehr als die Summe seiner Teile. Ich persönlich zolle jedem Diascanner Respekt und würde ihn nur ausweiden, wenn er defekt ist und eine Reparatur tatsächlich nicht mehr sinnvoll scheint.


Minolta Dimage Scan Elite 5400

Vor einigen Jahren stieß Robert in einem Vergleichstest auf ein sehr kleines Scannerobjektiv, das trotz seiner unscheinbaren Größe eine unerwartet hohe Auflösung produzierte und eine überraschend gute Korrektion besaß, sowohl in Bezug auf Verzeichnungen als auch auf farbliche Abweichungen (chromatische Aberrationen), die bei schlecht korrigierten Objektiven als violette oder grüne Farbränder zu sehen sind, vor allem im Randbereich. Die Abbildungsqualität dieses Objektivs war so überragend, dass es in vielen seiner Vergleichstests der Standard wurde, an dem sich nun die übrigen Objektive messen müssen.


Filmscanner von Minolta aus dem Jahr 2003
Minolta Dimage Scan Elite 5400 I aus dem Jahr 2003

Ein Filmscanner von Minolta aus dem Jahr 2005
Minolta Dimage Scan Elite 5400 II aus dem Jahr 2005

Die Rede ist vom Objektiv des Scanners Dimage Scan Elite 5400, den Minolta im Sommer 2003 auf den Markt brachte. Die Zahl 5400 steht für die Auflösung von 5400 dpi (dots per inch, Punkte pro Zoll), denn das ist die Auflösung, die dieser Scanner nach Herstellerangaben optisch erzeugte. Dieser Wert war seinerzeit in dieser Scannerpreisklasse absolut einmalig, denn konventionelle Geräte boten gerade die Hälfte, und auch Spitzengeräte von Nikon erreichten lediglich 4000 dpi.


Auf die technischen Rafinessen dieses Minolta-Scanners will ich hier nicht näher eingehen, weil sie für unsere Fotoarbeiten belanglos sind. Die extrem hohe Auflösung hingegen ist dafür essenziell, und bis heute ist es rätselhaft, wie es der Firma Mirold Optics seinerzeit gelang, für Minolta dieses in jeder Hinsicht märchenhaft gute Objektiv zustande zu bringen.


Das Minolta 5400, wie ich es abgekürzt bezeichne, hat acht Linsen, die in vier Gruppen angeordnet sind. Am Gehäuse erkennt man zwei ringförmige Querrillen, und der Abstand dieser Rillen zu den beiden Objektiv-Enden ist unterschiedlich. Das hilft bei der Richtungsbestimmung: Vereinfacht ausgedrückt, es hat ein „längeres“ und ein „kürzeres“ Ende, und bei der Einbauposition im Scanner tritt das Licht am „kürzeren“ Ende ein und am „längeren“ wieder aus (siehe Grafik).



Grafik, links falsche, inverse Objektivposition, rechts die richtige Objektivposition
Die links gezeigte Montageposition sollte vermieden werden; so wie rechts gezeigt befindet sich das Objektiv im Scanner

Ausschnittsmarkierungen auf einem Schmetterlingsflügel und Maßstabsangabe
Für einen Vergleich der Inversstellung und der Normalstellung wurden zwei Ausschnitte gewählt, mittig und in einer Ecke

Links Ausschnittsvergrößerung bei inverser Objektivstellung, rechts Ausschnittsvergrößerung bei Normalstellung des Objektivs
In Bildmitte ist bei der inversen Stellung (links) nur ein sehr leichter Schärfeverlust zu entdecken

Links Ausschnittsvergrößerung bei inverser Objektivstellung, rechts Ausschnittsvergrößerung bei Normalstellung des Objektivs
Zum Rand hin nimmt der Schärfeverlust bei Inversstellung (links) deutlich zu; zum Vergleich rechts die Normalposition

In einem Test verglich ich diese Normalposition mit der inversen Position, und dabei stellte sich heraus, dass beim invertierten Einsatz das Bild etwas an Größe und leicht an Schärfe verliert, in der Mitte schwächer, zum Rand hin jedoch deutlich. Darum sollte es also unbedingt in seiner normalen Scannerposition verwendet werden.


Wie ausbauen?

Wenn Sie Gelegenheit haben, einen defekten Dimage Scan Elite 5400 zu ergattern, können Sie sich glücklich schätzen. Haben Sie den Scanner erst einmal vor sich, ist es relativ einfach, an das Objektiv heranzukommen, denn es ist mit wenigen Handgriffen auszubauen.


Das neuere Scannermodell II hat ein breiteres, etwas kürzeres Gehäuse mit mehr Kunststoff und wirkt insgesamt etwas moderner, doch technisch entspricht es weitgehend dem Vorgängermodell I, und der Objektivausbau geht praktisch identisch vor sich. Der Hauptunterschied zwischen beiden Geräten war eher elektronischer Natur und lag in einer deutlichen Beschleunigung des Scanvorgangs.


Zunächst entfernen Sie mit wenigen Schrauben das Gehäuse, so dass Sie freien Blick auf das Innenleben haben. An einer der beiden Längsseiten befindet sich im mittleren Bereich eine dünne, schwarze Kunststoffplatte, die flächig aufgeklebt ist und das Objektiv verdeckt. Sie ist sehr gut zu sehen und frei zugänglich, schützt das Objektiv nicht nur gegen mechanische Beschädigung und Staub, sondern vermutlich auch vor Seitenlichteinfall. Das Objektiv befindet sich also hinter dieser Platte, gehalten von einem Metallprofil, das oben und unten mit je einer Schraube befestigt ist. Sie entfernen nur diese beiden Schrauben und halten das Objektiv in den Händen.


Der geöfffnete Diascanner zeigt die Montageposition des Objektivs
Blick in den geöffneten Dimage Scan Elite 5400 I: Der goldfarbene Strich seitlich am Objektivgehäuse (links) markiert die Seite des Lichteinfalls (die Umwicklung mit weißem Teflonband stammt von mir und ist im Originalzustand nicht vorhanden). Das entgegengesetzte Ende des Objektivs (rechts) ist also dem Sensor zugewandt. Im Scanner befindet sich ein kleiner Glasspiegel (1), der den vom Film kommenden Lichtstrahl umlenkt und in das Objektiv (2) schickt, und der Sensor ist etwa 7 cm weit entfernt auf der rechten Seite (3).

Die Kameraadaption

Falls Sie am Objektiv nun nach einem Gewinde suchen, um es an der Kamera zu montieren: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Das ist bei Filmscannerobjektiven in völlig normal. Für die Kameramontage benötigen wir eine Halterung, in die wir es hinein stecken können, und ein sehr sinnvolles Produkt hierfür ist das, was die Firma „RAF Camera“ speziell dafür anbietet. Es handelt sich um einen ringförmigen Korpus mit 18 mm Innendurchmesser und einer Madenschraube zum Fixieren, und an einem Ende befindet sich ein RMS-Gewinde.


Das Kürzel RMS geht auf die Britische „Royal Microscopy Society“ zurück, die dieses Gewinde im Jahr 1858 für Mikroskopobjektive empfahl (W 0,8“ x 1/36“). Mit diesem Gewinde können Sie das Objektiv auf einen Adapter schrauben, der z. B. auf M42 anpasst, so dass Sie das Ganze auf M42-Zwischenringe schrauben können. Ich selbst gehe mit diesem RAF-Adapter auf die Frontplatte meines Novoflex-Balgengeräts Balpro 1. Achten Sie in jedem Fall aber auf die richtige Stellung der Optik: Am Objektiv selbst zeigt Ihnen der goldfarbene Strich die Seite des Lichteintritts. Auch das asymmetrische Gehäuse hilft; das Licht soll durch das „kürzere“ Ende eintreten (siehe Grafik).


Halterung RAF-Camera mit RMS-Gewinde, daneben das Filmscannerobjektiv Minolta Dimage Scan Elite 5400
Minolta-Scannerobjektiv Dimage Scan Elite 5400, daneben die RAF-Camera-Montagehalterung

Das Scannerobjektiv wird mit Hilfe der Einsteckhalterung auf eine Platte geschraubt, die ein RMS-Gewinde besitzt
Das Filmscannerobjektiv Dimage Scan Elite 5400 wird in die Aufnahme des RAF-Camera-Adapters gesteckt und fixiert

Diascannerobjektiv Minolta am Novoflex-Balgengerät
Mit dem „langen“ Ende wird das Objektiv in den RAF-Adapter gesteckt, um es anschließend in eine Rundplatte mit RMS-Gewinde zu schrauben

Bevor ich den RAF-Adapter besaß, ließ ich mir eine einfachere Lösung einfallen, die ebenfalls ein RMS-Gewinde bereitstellt: Ich räumte ein altes Mikroskopobjektiv komplett aus und schob das Scannerobjektiv hinein. Das Zentrieren besorgte ein herumgewickeltes Teflonband. Das funktionierte ebenfalls tadellos und kostete gar nichts.



Mit einem Mikroskopobjektivgehäuse lässt sich das Minolta-Diascannerobjektiv in ein RMS-Gewinde schrauben
Alternative Befestigungsmöglichkeit: ein ausgeräumtes Mikroskopobjektiv mit passendem Gehäusedurchmesser; hier wurde das Scannerobjektiv mit Teflonband umwickelt, um seinen Umfang zu vergrößern

Auszug, Aufnahmeabstand und Abbildungsmaßstab

Mit welchem Abbildungsmaßstab arbeitet dieses Objektiv? Darüber entscheiden Sie selbst, und zwar mit Ihrem Auszug, also dem Abstand zwischen Kamerasensor und Objektiv-Lichtaustritt. Je größer dieser Abstand ist, um so näher können Sie mit der Frontlinse an das Aufnahmeobjekt heran, und um so größer ist folglich Ihr Abbildungsmaßstab.


Bei kürzerem Auszug ist der Aufnahmeabstand lang, bei längerem Auszug wird er kürzer
Je kürzer der Auszug (der Abstand zwischen Austrittslinse und Kamerasensor), um so länger muss der Aufnahmeabstand sein (die Distanz zwischen Aufnahmeobjekt und Frontlinse des Objektivs). Das Vergrößern des Auszugs (z. B. durch Zwischenringe oder ein weiter ausgezogenes Balgengerät) ermöglicht, mit dem Objektiv näher an das Objekt heranzugehen. Dadurch steigt der Abbildungsmaßstab.

Im Scanner arbeitet das Objektiv mit etwas weniger als 1:1, denn die Sensorabmessungen liegen etwas oberhalb der Vollformatgröße von 36 x 24 mm. Nach Aussage von Robert OToole hat dieses Objektiv seine beste optische Leistung – das ist der sogenannte sweet spot – bei 2:1. Aber auch darunter zeigt es großartige Leistung, bis unterhalb von 1:1, wenn Sie also den Auszug verkürzen und den Aufnahmeabstand erhöhen. Sie können den Abbildungsmaßstab auch über den sweet spot hinaus vergrößern und z. B. auf 3:1 gehen (Auszug vergrößern und Aufnahmeabstand verringern).


Bei jeder Abweichung vom sweet spot eines Objektivs – und das gilt nicht nur für diese Optik, sondern ganz allgemein – verursachen Sie in der Abbildung einen gewissen Qualitätsverlust. Ab wann der störend ist, das hängt vor allem von Ihren Qualitätsansprüchen ab. Ich erinnere mich an begeisterte Aussagen eines Anwenders, der von großartigen Bildern dieses Minolta-Objektivs bei 5:1 sprach. Dieser Abbildungsmaßstab ist zwar möglich, bringt aber einen deutlichen Qualitätsverlust mit sich, denn beim Hochskalieren eines solchen Fotos und kritischer Beurteilung wird man zweifellos Abbildungsschwächen erkennen. Ich selbst verwende schon bei 3:1 lieber ein Mitutoyo M Plan Apo 5x, das ich mit einer Tubuslinse Raynox DCR250 weit unterhalb der Soll-Brennweite von 200 mm ausstatte. Das Minolta 5400 dient mir bei Maßstäben um 2:1. Für Abbildungen um 1:1 setze ich ein anderes Scannerobjektiv ein, das ebenfalls absolut überragende Leistung bringt und ebenfalls aus einem Filmscanner stammt. Mehr dazu in einem separaten Beitrag (Teil 3).


Ein Filmscannerobjektiv mit 1:1-Abbildungsmaßstab kann Mikroskopobjektive mit stärkerer Vergrößerung ergänzen
Das Minolta-Filmscannerobjektiv Dimage Scan Elite 5400 eignet sich hervorragend, um eine Objektivserie aus Mitutoyo oder HLB 5x, 10x und 20x im Bereich von 1x und 2x abzurunden

Prinzipiell sehe ich in diesem großartigen Minolta-5400-Scannerobjektiv eine Möglichkeit, die Lücke zu schließen, die sich unterhalb des Objektivs Mitutoyo M Plan Apo 5x ergibt, denn die Mitutoyo-Objektive dieser Serie mit 1x und 2x taugen für die Arbeit mit mit Focus Stacking und direkter Montage an der Kamera leider nicht. Diese Lücke können Sie mit dem Minolta 5400 bei Aufnahmen von 1:1 bis etwa 2,5:1 hervorragend schließen und haben damit eine deutlich bessere Auflösung und Farbkorrektion, als das herkömmliche Kameraobjektive mit Nahlinsen und auch Lupenobjektive wie das Canon MPE 65 bieten können. Vorteilhaft ist natürlich auch, dass es ohne Tubuslinse eingesetzt wird.


Allerdings sollten Sie der Versuchung widerstehen, dieses Objektiv mit Zwischenringen an die Kamera zu schrauben und damit z. B. im Garten auf Motivsuche zu gehen. Das wird schwierig, denn die Schärfentiefe ist derart gering, dass eine solche Vorgehensweise schlichtweg keinen Sinn macht – es sei denn, Sie setzen die Unschärfe gezielt als kreatives Mittel ein. Hinzu kommt die weiter unten erwähnte Bildfeldwölbung. Auch kamerainternes Focus Stacking wird so nicht funktionieren, weil das ja im Objektiv ja einen Autofocus voraussetzt. Für solche Freihandaufnahmen sind die vorgenannten Linsen (Normalobjektiv mit Zwischenringen oder Lupenobjektiv bis 5:1) besser geeignet, nicht zuletzt durch ihre Blende, die Ihnen mehr Schärfentiefe gibt. Das Minolta-5400-Scannerobjektiv sehe ich eher für die stationäre Verwendung mit Focus Stacking.


Diffusor

Für gute Aufnahmen im Focus Stacking benötigen Sie allerdings auch einen Diffusor, der auf dieses Objektiv aufgesteckt werden muss, weil sein Aufnahmeabstand generell sehr kurz ist. Zwar variiert dies mit dem Abbildungsmaßstab, aber in jedem Fall sind es nur wenige Zentimeter.



Ein Godox-Blitzdiffusor lässt sich zum Objektivdiffusor umbauen
Balgengerät mit Filmscannerobjektiv Minolta, daneben ein Diffusor mit Klemmbefestigung

Ein Blitzdiffusor, der auf ein Minolta-Filmscannerobjektiv aufgesteckt ist
Der Weitwinkeldiffusor AD-S17 von Godox eignet sich hervorragend für einen Umbau als Diffusor für das Minolta-Filmscannerobjektiv Dimage Scan Elite 5400. Nach dem Entfernen der Metallplatte wurde an der Konvexseite ein Loch eingeschliffen, um ein PVC-Fitting mit drei Nylon-Fixierschrauben einzusetzen.

Mein erster Diffusor für dieses Objektiv bestand in einem umgebauten Blitzdiffusor der Firma Godox, den ich entsprechend umarbeitete (in einem separaten Beitrag über Diffusoren will ich dies detailliert beschreiben). Eine weitere Möglichkeit ist der deutlich größere Diffusor, den ich aus dem Schirm einer IKEA-Hängeleuchte erstellte (auch hierzu siehe der gesonderte Diffusoren-Beitrag, der demnächst erscheinen soll).


Vollformateignung

Scannersensoren sind nicht rechteckig, mit flächig angeordneten Pixeln wie in einer Digitalkamera, sondern schmal und lang. Der Minolta-Filmscanner Dimage Scan Elite 5400 besitzt einen Sensor mit einer 43,5 mm langen Aktivfläche. Die gescannte Bildbreite von rund 24 mm wird also um den Faktor 1,78 vergrößert auf die Breite des Scanners von 43,5 mm. Das bedeutet, dass der Bildkreis, den das Objektiv erzeugt, 43,5 mm misst und damit einen Kleinbild-Vollformatsensor vollständig abdeckt. Das ist ein wesentlicher Gegensatz zu dem Nikon-Objektiv, das im Teil 2 vorgestellt werden soll. Die Frage nach der Vollformateignung kann also nur mit einem vorbehaltlosen Ja beantwortet werden.


Grafische Darstellung des Abbildungskreises des Objektivs Minolta Dimage Scan Elite 5400 mit eingezeichneten Sensorgrößen
Der Bildkreis des Minolta Dimage Scan Elite 5400 im Vergleich zur Größe der gängigsten Digitalkamerasensoren

Ein Nachteil des Objektivs Dimage Scan Elite 5400 liegt darin, dass es eine leichte Bildfeldwölbung aufweist. Beim Focus Stack werden Sie diese naturgemäß nicht bemerken, und für diese Art der Fotografie spielt sie darum auch keine Rolle. Würden Sie aber eine absolut plan liegende Fläche mittig fokussieren, wäre der Bildrand unscharf. Auch diese Wölbung spricht dagegen, dieses hervorragende Objektiv für die normale Nahfotografie einzusetzen. Für das Focus Stacking hingegen ist es geradezu perfekt.


Abbildungsmaßstab bestimmen

Wie stellen Sie fest, mit welchem Abbildungsmaßstab Sie aufnehmen? Das ist sehr einfach: Sie fokussieren eine Zentimeterskala (Zollstock, Lineal o. ä.). Legen Sie die Bildbreite Ihres Sensors zugrunde und vergleichen Sie diese mit den sichtbaren Millimetern Ihrer scharf fokussierten Zentimeterskala.


Das Vollformat hat z. B. 36 x 24 mm, so dass Sie bei einer 1:1-Abbildung eine Skalenbreite von 36 Millimetern erkennen. Sehen Sie dort hingegen nur 16 mm, bilden Sie 2:1 ab, bei 72 mm 0,5:1 bzw. 1:2. Auf diese Weise können Sie mit Hilfe der Breite Ihres verwendeten Sensorformats (z. B. Vollformat, APS, MFT) Ihre aktuelle Abbildungsbreite und damit den Maßstab leicht errechnen, selbst wenn Sie mit einem Balgengerät arbeiten und dadurch sehr flexibel variieren.


Daniel Knop, www.knop.de

819 Ansichten1 Kommentar

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1 Comment


Guest
Mar 21

Ein sehe ausführlicher und aufschlussreicher Beitrag. Danke, dass Sie ihr Wissen so bereitwillig teilen!

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